John Cage (1912-20xx)

Hat der Künstler tatsächlich spezielle Begabungen, die ihn von anderen Menschen unterscheiden? Muß ein Kunstwerk von einem Künstler gemacht werden? Muß es ein Gegenstand sein?~~~~Fluxus

Die ästhetische Philosophie von Neodada wird in Amerika in wesentlichen Inhalten von dem Komponisten JOHN CAGE konzipiert, der die Partizipation des Publikums an Kunstaktivitäten propagiert und die Auflösung der künstlerischen Medienabgrenzungen vorantreibt. Die Wiederentdeckung des Dadaismus ermutigte ihn zu unkonventionellen Antworten, die an die Stelle der idealen, humanistischen Werte der Moderne die Zufälle des Alltagslebens, Irrationalität, Widerspruch setzten.Schon 1952 führte er als Lehrer am Black Mountain College zusammen mit dem jungen Robert Rauschenberg die ersten happeningartigen Performances durch. In den späten fünfziger Jahren lehrte er in New York an der New School for Social Research, wo George Brecht, Al Hansen, Dick Higgins, Allan Kaprow, George Maciunas bei ihm studierten. Cage, ein Schüler von Arnold Schönberg, holte viele Anregungen für die bildende Kunst aus der Musik. Er setzte die reine Materialität des Klangs gegen die rationalen Kalküle neuer Musik. Berühmt ist sein Stück, bei dem der Pianist gar nicht in die Tasten greift, sondern unbeweglich sitzen bleibt, um die Umgebungsgeräusche zu Bewußtsein zu bringen. Durch John Cage hat die Aktionskunst ihre Geburtsstunde nicht in der Entwicklungsgeschichte der modernen Kunst, sondern der Experimentalmusik, deren kreatives Zentrum sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges an der New York School for Social Research befindet, wo der Schönberg-Schüler Cage Kurse für elektronische Musik abhält und in seine eigenen Kompositionen auch Zufallsgeräusche und Klangeffekte aus dem Alltag hineinnimmt.

Der Ausgangspunkt für Cage ist eine freie Erforschung der Realität unbelastet von jeglicher Wertkausalität ermöglicht. Dabei ist die methodische Neuorientierung der Kunst im Anschluß an Psychologie und Soziologie sowie ihre interdisziplinäre Ausweitung in Richtung auf eine Ausnutzung moderner Medien. Konzentration auf das menschliche Bewußtsein und auf die Problematik eines fehlenden kommunikativen Sozialverhaltens innerhalb der modernen Gesellschaftsstruktur. Grundmaxime von neodadaistischer Kunst bildet das Wissen, daß alles real und damit der Bewußtseinserhellung wert ist. Das Banale, das gewöhnlich Verbrauchte, wird ebenso relevant wie die vielfältigen Prozesse des Alltags. In der Aktion findet die unmittelbare Präsentation eines künstlerischen Denkprozesses mit Hilfe theatralischer Mittel statt, um durch die überraschende Pointe des improvisierten Geschehens das Leben selbst, die Aktualität einer Problematik mit größtmöglicher Eindringlichkeit zu demonstrieren.Diese Aktionskunst liefert eine wichtige Bedingungen für die Annäherung zwischen Kunst und Lebenswirklichkeit.Leben =Kunst.

Gleichzeitig werden die Grenzen der Kunstgattungen durch vielfältige Formen des Medienverbundes gesprengt. Es bilden sich neue Darstellungsformen wie Happening, Situation, Combine Painting, Objektkunst, Environment und Akkumulation heraus, die den vorgefertigten Gegenstand der Konsumindustrie und das Alltagsgeschehen in das Kunstwerk integrieren.

 

Literatur: