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Joseph BeuysSoziale Plastik


Beuys gab entscheidende Anregungen zur Neugestaltung des kulturellen und sozialen Lebens sowie der Wirtschaft. Für Beuys geht es in der Kunst nicht um ein Spezialistentum der Berufskünstler durch Dekoration und Unterhaltung durch Artefakte, sondern um die Gestaltung des Weltzusammenhanges, der alle heutigen Fragen aufgreift und bearbeitet. Material der Gestaltung sind die Gesellschaftsfelder selber: Wirtschaft, Kultur und Recht und deren Konkretionen die durch jeden einzelnen zu ergreifen sind. Seine Aussage " Jeder Mensch ist ein Künstler" wird zur Möglichkeit und Aufforderung für jeden Menschen sich seiner gestalterischen Potenz bewußt zu werden und entsprechend zu handeln. Damit nimmt er den Anspruch von Kant wieder auf. Der Mensch solle aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit durch Erkenntnisbestrebung ausbrechen. Anders aber als bei Kant der nur der Ratio Legitimation zuspricht, knüpft Beuys bei der Anthroposophie Rudolph Steiners an und verkündet das die Intuition die Leitlinie des Gestaltung sein solle.

Mit seiner Gründung der >Freien Internationalen Universität< (FIU) will er die Kultur des nächsten Jahrhunderts schaffen, denn er sieht die Zeitgenossen als." ...immer mehr entfremdet von ihrem Leben, von ihrer Arbeit, von ihrer Innerlichkeit, von ihrer Kreativität." Beuys Zeitungsaufruf " Aufruf zur Alternative", in der Frankfurter Rundschau vom 23.12.1987 zeichnet eine Analyse der Gesellschaft und gibt Hinweise für die zukünftigen Gestaltungswege..

Auch stellt Beuys im Gespräch mit Louwrin Wijers am 3.Juni 1980 in Düsseldorf seine Position dar. Im weiteren Verlauf des Gespräches sagt Beuys " Das heißt , an den Arbeitsplätzen, im Krankenhaus, in der Industrie, bei der Eisenbahn, auf der Universität, das müßte sozusagen ein neuer Kreativitätsbegriff da sein, der aber die Konsequenz hat, daß man dieses System versteht. Das ist der Anthropologische Kunstbegriff, der einen auch berechtigt zu sagen: Jeder Mensch ist ein Künstler. Denn ich sage doch nicht: Jeder Mensch kann ein Rembrandt sein."

Beuys begreift also unsere Gesellschaft in all ihren Facetten als künstlerisch zu gestaltende Wirklichkeit. Diesen gestalterischen Ansatz einer >Skulptur für die Zukunft< nennt Beuys >Soziale Plastik<.

 

2007



Links: Sozialpalast.de

Literatur:

  • Harlan,Rappmann,Schata >Soziale Plastik< Materialien zu Joseph Beuys, Achberger Verlag.
  • Joseph Beuys:>Reden über das eigene Land<,C BertelsmannVerlag,München.,1985 - Neu erschienen als >Sprechen über Deutschland< im FIU-Verlag
  • FIU-Kassel (Hrsg.)>Die unsichtbare Skulptur<,UrachausVerlag, 1989
  • Johannes Stüttgen>Der plastische Umstülpungsvorgang<,FIU-Verlag, Wangen ,1993
  • Johannes Stüttgen: Über Joseph Beuys und jeden Menschen,das Erdtelephon und zwei Wolkenkratzer; über 7000 Eichen, 7000 Steine und ein schwarzes Loch, Seite 20ff ,FIU-Verlag, 1982
  • Johannes Stüttgen:>"Dann schneiden Sie mal ein Stück davon ab, dann ist sie nicht mehr ganz!"< Verlag Buchhandlung König,Köln,1990
  • Johannes Stuttgen: >Zeitstau- Im Kraftfeld des erweiterten Kunstbegriffs von Joseph Beuys< Urachhaus, 1988
  • Wijers, Louwrien >Writing as Sculpture -1978-1987< Academy Editions,GB,1996- ISBN 185490 184 2

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