EVERGLADES NATIONALPARK


 

Der Legende nach rief jener Cowboy, der als erster Weißer den Grand Canyon sah, spontan aus: „Hier ist irgendwann einmalverdammt was passiert« Die spanischen Eroberer, die im 16. Jahrhundert den ersten Blick auf die Everglades warfen, kamen vermutlich zu einem anderen Schluß, nämlich, daß hier nie verdammt viel passiert. Grüngraues Marschland bis zum Horizont. Inseln aus Palmettos und Gebüsch, dazwischen kahle, tote Bäume, auf denen Geier sitzen, dazu das monotone Quaken von Fröschen.

  • Irgendwo springen Fische. Überall surren Insekten. Eine riesige, platte, feuchte Ödnis, in der die Anwesenheit des Menschen eigentlich keinen Sinn macht. Auf den ersten Blick jedenfalls. Wer genauer hinschaut und hinhört, realisiert irgendwann den Reiz dieser einzigartigen Sumpflandschaft, die sich im Süden Floridas fast von Küste zu Küste erstreckt. Der kann sich begeistern für die fächerförmige Struktur der Palmetto-Blätter entdeckt winzige, rosafarbene Orchideen und lernt zu unterscheiden zwischen denroten und schwarzen Mangroven.

 

  • Es war die Kraft von Wasser und Sonne, die dieses Leben in seiner ganzen Vielfalt ermöglichte - Hunderte von Tierund Pflanzenarten entfalteten sich im subtropischen Klima Südfloridas. Die Everglades beherbergen heute 160 einheimische Pflanzen- und 14 vom Aussterben bedrohte Tierarten - wie den Florida-Panther, das amerikanische Salzwasserkrokodil, den Schwarzen Florida-Bären und die Seekuh.

 

  • Doch die Elemente wirkten auch immer wieder zerstörerisch. Hurrikane und Hochwasser verwüsteten die wenigen menschlichen Siedlungen in den Sümpfen. Als die Zivilisation vor 150 Jahren ins unzugängliche Südflorida einkehrte, war es das Ziel der Siedler, die Kräfte der Natur zugunsten des Menschen einzudämmen. Sie bauten Dämme und schaufeiten Gräben, um das Land trockenzulegen und Weiden und Äcker abzusichern. Bei dem Versuch, die Gewalt des Wassers zugunsten der Zivilisation zu zügeln, zerstörten die Siedler aber auch den rätselhaften Kreislauf der Sumpfwelt, den sie damals weder erkannten noch für wichtig hielten.

 

  • Erst am 6. Dezember 1947 erklärte der Präsident Truman das landschaftliche Herz Südfloridas zum Nationalpark. Er nannte den Park „Everglades«« - nach dem Buch »The Everglades: River of Grass`' von Marjory Stoneman Douglas. Doch obwohl die wichtigste Touristenattraktion Floridas nun seit einem halben Jahrhundert unter Naturschutz steht, waren Flora und Fauna immer wieder bedroht. In den fünfziger Jahren gab es den Plan, die Everglades westlich von Miami trockenzulegen und einen gigantischen Airport in den Sumpf zu setzen. Das Projekt wurde nie verwirklicht, doch Millionen von Einwohnern, Farmern und Fabriken zapfen der Sumpfwelt das Lebenselexier ab. Vor zwei Jahren verabschiedete der amerikanische Kongreß das teuerste Umweltprogramm, das es in den USA je gegeben hat. Für mehrere Milliarden Dollar sollen Teile Südfloridas wieder versumpft werden,

 

  • Die WirklichkeIt ist noch weit davon entfernt. Eine Fahrt um den Lake Okeechobee ist eine Rundfahrt um einen 100 Meilen langen Damm. Der See ist ein riesiges Trinkwasserbassin; er stellt die Versorgung der gesamten Ostküste Floridas sicher Die Everglades hängen an einem gigantischen Tropf, abhängig vom Wohlwollen der Menschen.

 

  • Anfahrt: Zum Main Visitor Center auf dem Highway US 1 von Miami nach Florida City, weiter auf dem Highway 9336. Zum Shark Valley Information Center auf dem US 41 von Miami oder Naples nach Everglades City.

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