Wer ist Joseph Beuys?

 

Warum ausgerechnet und wer ist Joseph Beuys? Joseph Beuys (1921-1986) wird von der Kunstgeschichte als der bedeutendste deutsche Künstler in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts angesehen. Dem gegenüber besteht immer noch die Auffassung, er sei ein Scharlatan, bestenfalls „Eulenspiegel“ gewesen. Seine entscheidende Leistung jedoch bestand nicht nur darin, bahnbrechende Werke in der Kunst geschaffen zu haben. Vielmehr hat er in seiner Arbeit den Kunstbegriff erweitert und auf die Gesellschaft und Lebenswelt des Menschen bezogen. Daraus folgt der Anspruch, daß alle Aufgaben, vor denen Menschen stehen, Gestaltungsfragen sind und fürderhin auch unter Gesichtspunkten der Kunst angegangen werden mögen und können.

 

Menschen, die Beuys näher kennengelernt wissen, daß er möglicherweise sogar der bedeutendere Lehrer und Gesellschaftsvisionär war. Seine Kunstproduktion hat er zwar als parallele Produktion sehr ernst genommen, aber immer auch für dieses größere Ziel eingesetzt.

 

Kunst- und Arbeitsphasen von Joseph Beuys

 

Man kann seine Arbeit in drei große Phasen einteilen:

 

In der ersten Phase (ca. 1946 bis 1958) ringt er z.T. mit konventionellen Mitteln (Zeichnung, Plastik, Philosophie) um einen Ausdruck, der jedoch steckenbleibt und in eine große Krise führt, aber auch durchaus beachtenswerte Werke hervorbringt.

 

In der zweiten Phase (1958 – 1972) arbeitet Beuys die Grundzüge des Erweiterten Kunstbegriffs heraus mit der Hauptfrage nach der Aufgabe der Kunst. Dabei erkennt er, daß die Kunst nicht die Aufgabe hat, die Welt zu illustrieren, sondern zu gestalten. Er beteiligt sich an zeitgenössischen Kunstrichtun-gen wie der Fluxusbewegung. In dieser Zeit unterrichtet er als Professor für „Monumentale Bildhaue-rei“ an der Kunstakademie in Düsseldorf.

 

In der dritte und letzen Phase (1972 – 1986) gelingt ihm der internationale Durchbruch. Er entwirft und praktiziert in unzähligen Installationen, Initiativen und Projekten etwas, das den Erweiterten Kunstbegriff in Gang setzt, erläutert und letztlich bis heute reali-siert. Genannt seien hier lediglich einige wenige: das „Büro für Direkte Demokratie durch Volksab-stimmung“ (1972), die „Honigpumpe am Arbeitsplatz“(1977), das Projekt „7000 Eichen“(1982-87) sowie das „Ökologische Gesamtkunstwerk Freie und Hansestadt Hamburg“(1983/84).

 

Beuys und Achberg (bei Linadu am Bodensee)

 

In dieser Phase, die auch durch Aktivitäten im gesellschaftspolitischen Bereich gekennzeichnet ist, kommt er in Kontakt mit der Achberger Gruppe für einen Dritten Weg jenseits von Kapitalismus und Kommunismus. Ab 1972/73 nimmt Joseph Beuys mehrfach bei Tagungen im Kulturzentrum Achberg (Humboldt-Haus und der Achberghalle) aktiv teil. Zuletzt konnte ihn der Verleger und Kulturveran-stalter Rainer Rappmann im Februar 1985 zu den Gesprächen mit Michael Ende (Momo, Unendliche Geschichte) zum Thema „Kunst und Politik“ nach Achberg und Wangen einladen. Diese Tatsache ist in der Kunstwelt und möglicherweise auch in unserer Region des Westallgäu und Bodensee kaum bekannt.

 

Pädagogik – Therapie – Heilung

 

Es gibt bereits eine ganze Reihe von Menschen, die sich, nachdem sie mit Joseph Beuys’ Werk oder Leben in Berührung kamen und dessen ungeheure Fruchtbarkeit kennenlernten, auf den Weg gemacht haben, um es für das jeweils eigene Leben und ihre Arbeit zu befragen.

 

Dabei wurde oft genug Erstaunliches zu Tage gefördert, ob das nun im Bereich ihrer Tätigkeit in der Schule, in der Therapie oder im Zusammenhang eines umfassenden Heilungsimpulses geschah; auf jeden Fall ist ihr Denken, Fühlen und Wollen grundlegend verändert oder zumindest deutlich modifiziert worden. Sie haben eigene Projekte, eigene Schulen gegründet, sie arbeiten als Therapeuten, Priester, Lehrer und Künstler und wollen ihre Erfahrungen und ihr Wissen mit uns teilen.

 

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