Notgeldforscher Dirk M. Dorn aus Paderborn be-sitzt eine rund 4800 Stück umfassende Notgeld-schein-Sammlung. Für die Münstersche Zeitung hat Dorn einige typische Geldscheine der Stadt Münster aus den Jahren 1914-1922 zusammen-gestellt. Zur Geschichte des Notgeldes in Münster schreibt Dirk Martin Dorn:
Die Entwertung der Reichsmark führte nach dem Ersten Weltkrieg zu einem chronischen Kleingeld-mangel, so daß sich insgesamt 624 deutsche Amts- und Staatsgemeinden zur Herausgabe des Notgeldes in Papierform entschlossen, da ja die Löhne und Gehälter der arbeitsamen Bevölkerung auf "Heller und Pfennig" ausgezahlt werden mußten.
Die Stadt Münster gab ihre ersten Notgeldscheine mit stadtgeschichtlichen Motiven: Kiepenkerl, Blick auf Lamberti, Rathaus (erbaut um 1350), Schmisinger Hof und Dom am 1. August 1921 heraus.
Die Geldscheinvorderseiten der stadtgeschichtlichen Serie, fünf Scheine zum Nennwert von 50 Pfennig bilden die komplette Serie, sind einheitlich mit einer Gesamtansicht Münsters und mit der Jahreszahl 1570 über dem Stadtwappen versehen. Mit gleichem Aus-gabedatum, 1. August 1921, entstand die fünfteilige "Wiedertäuferserie", die zum Nennwert von zwei Mark durch den Paderborner Maler und Grafiker Josef Dominicus in den Farben Rot, Blau, Schwarz auf gelbem Papier gestaltet wurde. Die Geldscheine wurden bei der Großdruckerei Gebrüder Jänecke in Hannover gedruckt. Auf den zehn Geld-scheinseiten ist die Geschichte des Wiedertäufers mit westfälischen Schriftzügen dargeboten. Weitere Notgeldscheine wurden in Münster zum Nennwert von 50 und 75 Pfennig und eine Mark durch das Hotel Kaiserhof im Jahre 1921/22, von der Klein-kunstbühne Roxel (50 Pfennig und eine Mark) und durch die Feuerwehr (50 Pfennig) vom 24. 8. 1921 ausgegeben.
Kiepenkerl und Lamberti
Das westfälische Notgeld gehört ohne Zweifel zum schönsten Notgeld des Deutschen Reiches und fand schon zur Ausgabezeit zahlreiche Sammler, die sich an den geschichtlichen Motiven erfreuten. Bereits um 1920 existierten umfangreiche Notgeld-Sammlerzeitungen, und so mancher Notgeldschein wechselte durch Notgeld-börsen seinen Besitzer. Weiteres Notgeld ist von der Stadt Münster erst zur katastrophalen Inflationszeit 1923 als überregionales Ersatzgeld (war in ganz Westfalen gültig) - sogenanntes Inflationsgeld - ausgegeben worden. Auf zahlreichen Inflationsgeldzeichen findet sich ein Abbild des Freiherrn von Stein wieder. Annette von Droste Hülshoff (1797-1848) wurde mit dem Westfalenwappen, ein zum Sprung bereites Pferd, auf einem 100-Mark-Stück Aluminium gedacht. Inflationsgeldscheine gab auch die Reichsbahndirektion zu Münster in Millionen- und Milliardenwerten heraus. Oftmals wurde das geschichtliche Geld aus der Notzeit ordentlich verpackt in Schuhkartons verwahrt, wie sich noch heute damalige Sammler erinnern. Durch die Bombennächte des Zweiten Weltkrieges, wo auch die westfälische Domstadt Münster nicht verschont blieb, wurden zahlreiche Notgeldsammlungen zerstört.