Schlägt Schröder und Fischer endlich ihr Gewissen?

oder ist ihr Versprechen sich nicht am Irak-Krieg der USA zu beteiligen nur eine Wählertäuschung um am 22. September 02 wieder gewählt zu werden?

Rede von Werner Kuhn am 1.9.2002 in Gronau

Liebe Freundinnen und Freunde,

Dass Sie heute zum Antikriegstag hier sind, zeigt mir, dass auch Sie über die politische Entwicklung in Deutschland besorgt - und wohl auch empört sind. Friedenspolitik und Atomausstieg wurde uns vor 4 Jahren von SPD und Grünen versprochen und sogenannte "Restlaufzeiten" für Atomkraftwerke bis zur Schrottreife und Dauerkriegseinsätze sind zur widerlichen Realität geworden. Auch wenn wir die Folgen der Umweltverseuchung bisher nur indirekt als Krankheiten oder als Milliardenausgaben für die Militäreinsätze spüren. Die US-Vorbereitungen zum Irak-Krieg lassen befürchten, dass wir auf Grund unserer sog. Bündnisverpflichtungen" schleichend in einen 3. Weltkrieg hineingezogen werden und entsprechend auch mit Gegenreaktionen der Angegriffenen auf uns rechnen müssen. Denn die Ausweitung von Terror aller Art ist als Antwort der militärisch schwächeren Seite mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Und damit bin ich auch schon bei einer der größten Gefährdungen, - auch für unser Land. - Denn Terroranschläge auf Atomanlagen würden langfristige und unvorstellbare Auswirkungen haben, und ein Schweigen darüber heißt die Augen vor einer schrecklichen Realität zu verschließen. Niemand braucht heute mehr Raketen oder Atombomben um kriegsähnliche Katastrophen in einem hochtechnisierten Land auszulösen. Jedes Atomkraftwerk ist eine Super-Atom-Bombe die jederzeit mit einem Sprengsatz gezündet werden kann.

Lassen wir uns nicht von den berufsmäßigen Gefahrenverharmlosern täuschen. Schon die ständige Freisetzung radioaktiver Strahlung und die Verdoppelung der Atommüllmenge sind schwere Umweltverbrechen, die besonders junge Menschen zum Handeln veranlassen müsste. Denn das bestenfalls 100 Jahre lebende Menschen die Verantwortung für jahrtausendelang strahlenden Atornmüll übernehmen wollen zeugt von Größenwahn, und angesichts immer irrsinnigerer Selbstmord- und Terroranschläge ist jeder Betrieb von Atomanlagen eine existenzielle Bedrohung jedes Landes in dem sie betrieben werden.

Und an dieser existenziellen Bedrohung vieler Länder haben besonders die Fortschrittsfetischisten von Urenco entscheidenden Anteil, weil sie mit ihrer Urananreicherung die Voraussetzungen für Massenvernichtungswaffen und eine zerstörerische Energiegewinnung schaffen.

Ich denke es ist Zeit für ein "Schwarzbuch" in dem die Namen der Verantwortlichen fdr diese Entwicklungen festgehalten werden. Zumindest auch, damit diese Leute im Katastrophenfall zur Beseitigung der Folgen herangezogen werden.

Wer heute noch öffentlich für Krieg und Atomspaltung eintritt, (ob als Politiker, Journalist oder Wirtschaftsmanager) ist als Meinungsmacher auch verantwortlich für alle Folgen.

Die noch von der "Kohl-Regierung" in Auftrag gegebene "Prognos-Studie" besagt z.B., dass ein mit Tschernobyl vergleichbarer Unfall in Deutschland 10,4 Billionen DM Schaden anrichten würde. Dimensionen die im Vergleich zu den derzeitigen Hochwasserschäden (in zweistelliger Milliardenhöhe ) jedem klar machen sollten in welcher Gefahr wir ständig leben (auch schon ohne die Gefahr von Terroranschlägen).

Wir sind schon aus Selbsterhaltungsgründen gezwungen dieser Entwicklung nicht länger tatenlos zuzusehen. Und ich wundere mich immer wieder über den Fatalismus mit dem so viele Menschen solche Bedrohungen hinnehmen.

Diese Welt ist zu schön und jeder Wiederaufbau zu mühselig, als dass profit- und machtgierige Menschen sie immer wieder kaputt machen dürften.

Auch wenn allzu viele Atomgegner zu sog. "Realpolitikern" pervertiert sind und aus Friedensbewegten Kriegsverbrecher wurden dürfen wir nicht resignieren.

Der Tod und die Not aller unschuldigen Umwelt- und Kriegsopfer ist eine Verpflichtung für jeden mitfühlenden Menschen dem Ungeist der Gewalt und Zerstörung - der in immer neuen Variationen einherkommt - entschiedener entgegenzutreten.

Ich möchte ein Deutschland von dem Gerechtigkeit und Frieden ausgeht und nicht Gewalt und Zerstörung.

Krieg und Umweltzerstörung sind Schwerverbrechen für die es keine Rechtfertigungsgründe gibt.

Ich bin sicher:

Entweder wir schaffen den Krieg und die UmweItzerstörung mit ihren Protagonisten ab, oder der Krieg und Umweltzerstorung bringt uns um.

Ich danke für ihre Aufmerksamkeit und Geduld.

13.10.2002