Rede zum drohenden Irak-Krieg am 26.10.2002 in Münster

Bei der Veranstaltung zum Offenen Brief an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Fresno (Friedensforum Münster)

von Werner Kuhn

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

Zu viele Menschen in unserem Land haben schon wieder vergessen was Krieg ist. Denn sonst würden tausende hier stehen und sich an den heute stattfindenden weltweiten Protesten gegen den geplanten Irak-Krieg der USA beteiligen.
Dabei würde jedoch auch ich Saddam Hussein -wegen seiner vielen Schandtaten- lieber vor dem internationalen Strafgerichtshof sehen. Aber auch seine militärischen und finanziellen Förderer aus den USA und Westeuropa.

Zu viele Menschen meinen aber auch, was geht uns dieser Krieg im Nahen Osten an.

Sie vergessen dabei, dass hochentwickelte Industriestaaten gegen Terror nicht mehr zu schützen sind und wir auf Grund unserer sog. "Bündnisverpflichtungen" schleichend in diesen Krieg hineingezogen werden können. Auch wenn unsere Politiker das bestreiten.

4 Billionen Dollar Rüstungsausgaben und über 30 Milliarden Dollar jährlich für die Geheimdienste haben die USA nicht vor den Terroranschlägen am 11. September vergangenen Jahres schützen können.

Aber das Versprechen mit Hochrüstung und Polizeistaat Sicherheit zu schaffen wird immer noch verkündet, auch wenn es fast jeden Tag durch die Wirklichkeit als Lüge entlarvt wird. Lassen wir uns nicht von den schnellzüngigen Gefahrenverharmlosern täuschen.

Es gibt keine Grenzen, die dicht genug sind, und keine Überwachung, die perfekt genug ist um Sicherheit zu garantieren. Jedes der weltweit 437 Atomkraftwerke allein ist schon eine apokalyptische Bedrohung wenn sie einmal Ziel von Terroranschlägen werden sollten. Je eher wir die Lügen von eigener Größe und Unverwundbarkeit hinter uns lassen um so eher werden wir die Ursachen des Terrors beseitigen statt Symptome zu bekämpfen.

Frieden und Sicherheit ist nur durch Gerechtigkeit zu erreichen.

Krieg ist im High-Tech-Zeitalter kein Mittel der Politik mehr. Politiker mit dieser Steinzeitmentalität, -wo immer sie regieren- müssen bekämpft und abgesetzt werden. Deshalb gilt unsere besondere Solidarität heute der US-Friedensbewegung die sich den Ewiggestrigen wieder -wie zur Zeit des Vietnamkrieges- entgegenstellt. Lassen sie mich deshalb auch mit der Aussage des diesjährigen Friedensnobelpreisträger und ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter in der "Washington Post" vom 20.9. 02 schließen um der Diffamierung von Kriegsgegner als "Anti-Amerikanismus" zu begegnen

Er sagt dort:
"Die USA drohen selbst zu einem der Unrechtsregime zu werden, die sie sonst verurteilen." Wir sind heute hier weil dort, wo Kriege vorbereitet werden, Widerstand zur Pflicht wird.

26.10.2002