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Das Große Platanensterben
Das Große Platanensterben
oder
ist das Weltkulturerbe gefährdet ??
vorher - 10.04.2009 | nachher - 18.04.2011 |
Der Canal Du Midi in Südfrankreich wird in den nächsten Jahren
weitreichende Veränderungen erfahren.
Die Idylle mit den Urlaubsbootsfahrten in der platanengesämten Wasserstraße
ist für lange Zeit erst mal beendet...
Für Eilige: hier der Podcast des Deutschlandfunks dazu : {mp3}canaldumidi{/mp3}
Ulmensterben in den 30er Jahren des 20´ten Jahrhunderts,
die Invasion der Kastanienminiermotte ab 1984
........und jetzt
das große Platanensterben durch eine weitere Pilzkrankheit ?
Wer die Bilder von den Reihen der Platanenstümpfe am Canal du Midi - dem 240 km langen Weltkulturerbe in Südfrankreich - sieht , ahnt vielleicht die weitreichen Wirkung der ökologischen Katastrophe bei den Platanen .
Der Kanal , fertiggestellt in 1681, war bis ins 19. hdt eine wirtschaftlich wichtige Wasserstraße. Außerhalb der durchgehenden Treidelpfade hatte man 60.000 Bäume anpflanzen lassen, hauptsächlich Platanen. Die Bäume sollen durch ihren Schatten die Verdunstung verringern und durch ihre Wurzeln die Uferböschung festigen. Sicherlich ist ein Großteil der Bäume um die 100 Jahre alt. Zwar verlor die Wasserstraße ihre wirtschaftliche Bedeutung, wurde aber einer der zentralen Bereiche des Bootstourismus .
Der Canal du Midi wurde im Jahr 1996 zum Unesco- Weltkulturerbe ernannt.
Nun gibt es eine ganze Reihe von Krankheiten die an den Platanen beobachtet werden . Allein der starke Borkenabfall in trockenen Sommern ist nur eine Schutzmaßnahme der Bäume. Allerdings die Pilzinfektion durch Massaria - Krankheit ist nicht zu unterschätzen, fallen doch im unteren Kronenbereich an betroffenen Ästen viele Blätter ab und die Äste sind auch stark geschädigt. Für Städte wie Mannheim mit einem Fünftel Platanen als Baumbestand kann das bei den zu erwartenden Astbrüchen durch die Krankheit schon zu einem ernsthaften Problem werden. Die Baumkontolleure sind gefragt, weil die Krankheit schnell Verkehrssicherungsdiskussionen aufwerfen kann.
Alle die vorstehenden Krankheitsbefunde sind aber kein Grund, den Baum komplett in Reinbeständen zu entfernen wie beim festgestellten Befall mit dem Platanenkrebs (Ceratocystis platani) am Canal Du Midi
Gut beschreiben ist der Krebserkrankung ist bei der Schweizer Waldschutzseite
Auszüge daraus hier:
Der Baum ist schütter belaubt, die Blätter sind klein und oft vergilbt; meist ist die ganze Krone betroffen . Am Stamm ist die Rinde rötlich-violett verfärbt . Unter der Rinde ist das Holz in Streifen dunkel verfärbt; die Verfärbungen können bis in den Kern vordringen. In einem späten Stadium bilden sich würfelige Rindenrisse. Die Bäume sterben in 2-3Jahren ab.
Eine Verwechslung mit dem Blattbräunepilz (Apiognomonia veneta) liegt zwar nahe, der befällt nur die Blätter und jüngsten Triebe. Die Blätter verbräunen / welken und entwickeln sich im Laufe des Sommers wieder neu.
Die Sporen von C. fimbriata f. platani dringen durch kleinste Verletzungen in Stamm und Äste ein. Der Pilz keimt, entwickelt sich im Kambium und tötet dieses ab. Der Pilz kann sich über die Markstrahlen im ganzen Holzkörper ausbreiten. Wegen toxischer Substanzen, die der Pilz ausscheidet, welkt der Baum. Der Pilz streut mittels Sporen unter der Rinde, auf Wunden und Schnittstellen, Die Sporen werden durch Wind, Wasser und Werkzeuge verbreitet.
Die Krankheit wurde Ende des Zweiten Weltkrieges aus den USA nach Frankreich vermutlich durch infizierte Munitionskisten aus Platanenholz eingeschleppt und hat sich auch in anderen mediterranen Ländern ausgebreitet (derzeitige Verbreitung in Europa: Italien, Spanien, Schweiz, Griechenland).
Beim Fällen von befallenen Platanen ist besondere Vorsicht geboten: Das Sägemehl ist zu sammeln und zusammen mit Ästen und Stammholz sofort zu entsorgen (Verbrennung, Keine Kompostierung!). Die Werkzeuge und Maschinen sind nach der Arbeit gründlich zu desinfizieren.
Bei Verdacht auf Ceratocystis platani ist sofortige Meldung an den Amtlichen Pflanzenschutzdienst zu machen !
vorher | Nachher |
In 2011 sollen 2000 Bäume gefällt werden, für 2012 sind 4000 Platanen für die Motorsäge bestimmt. Es gibt Bereiche wie z. B. in Toulouse , in denen die Platanenwelt noch in Ordnung sein soll, berichtete man mir.
Maßnahmen
Klar der erste Franzose, Monsieur Sarcozy, hat die Sache auch schon auf seine Fahnen geschrieben und unterstützt die Sache. Nun gut, persönlich wird er die Neuanpflanzungen nicht vornehmen. Die sollen - zur Vermeidung einer weiteren Epidemien- durch in unterschiedliche Gehölze vorgenommen werden.
Jedenfalls wird das Wasser im Canal bis dahin deutlich schneller austrocknen und die Situation um die ungeklärten Abwässereinleitungen der Bootstouristen bleibt dann auch noch offen.... es gibt sogar böse Zungen , die behaupten, das Problem werde von deren Abwässer und von den Seilen der Boote verbreitet....
Danke an : Die vorher / nachher Fotos sind von Tanja Hölscher !
Noch mal in Worten zum Hören: -2.15 Minuten lang - zum Thema
{mp3}canaldumidi{/mp3}
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Nachtrag am 22.10.2013 : Bilder von den angepflanzten Platanen
Foto Tanja Hölscher
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Es gibt noch Platanenriesen in südlichen Ländern, die vom Problem verschont sind...
siehe Baum des Monat 10/2011 die Giganten von Trsteno / Kroatien