1.

Wach auf mein Freund, das Morgenrot
Ist längst dem Tag gewichen
Vertrocknet ist dein Frühstücksbrot.
Die Stunde ist verstrichen
Für frischen Fang von Salm und Hecht,
Von Zander, Barsch und Knurrhahn;
Auch eine Brasse wär' nicht schlecht,
Doch du bist viel zu spät dran

Versuch den silbrig Schuppenfisch
Früh morgens zu erwischen,
Um ihn den Lieben morgenfrisch
Zum Frühstück aufzutischen.
Doch gähnst du lange, wirst nicht frisch,
Du Penner du, du Sportsmann,
Dann kommst du nicht an deinen Fisch,
Dann bist du viel zu spät dran.

3.

Du hast die Angelkunst studiert
Und Prüfungen bestanden.
Den Fliegenlehrgang absolviert;
Die Ruten sind vorhanden.
Doch grau ist alle Theorie
Umsonst dein Buch zerfleddert.
Du fängst den Fisch im Wasser nie,
Wenn sich die Schnur verheddert.

4.

Da stehst du nun, das Vorfach reißt,
der Haken steckt im Baume;
die Schnur ist hin, dein Nachbar schweißt
und ärger steht im Raume.
Weg ist der hecht, es floh der Barsch,
dein Nachbar sieht dich scheel an
und flüstert bös', küß mir die Hand,
dann bist du viel zu spät dran.

5

Erschein am Fluß vor Tau und Tag,
Vergiß Dein Weib, die Kinder.
Der Fisch geht vor! Halt durch und sag
Dir immer: auch ein blinder 
Hahn findet ab und zu ein Huhn,
Dürr, pludrig, doch er kräht dann:
Das tret ich, ohne auszuruhen,
Ich bin noch nicht zu spät dran.

6

Ergreif die Angel mit Geduld,
Und laß die Fischlein kommen.
Vielleicht, daß mit des Schicksals Huld
Ein Nixlein kommt geschwommen:
Das faßt Du um die Hüfte frei,
Das kescherst Du ans Land ran
Und prahlst, wie schuppig es auch sei,
Heut bin ich nicht zu spät dran.