Reise nach Südserbien

Reise-Bericht von Manfred Hülsken-Fermer, Münster, im Namen der DFG-VK, Gruppe Münster und der Regionalkonferenz Münsterland zur Förderung des ZFD(Ziviler Friedensdienst)
Patenschaft für das Projekt: "Nachbarn für den Frieden", im Grenzgebiet von Süd-Serbien, Kosovo und Mazedonien in der ersten Osterferienwoche des Jahres 2002

Beispielhaft in schriftlicher Form vom Besuch am So., 31.3.02, im nur von Albanern bewohnten Ort CRNOTIINCE (letzter Ort in Süd-Serbien, wenige km bis zur Kosovo-Grenze)

Allgemeines zur politischen und sozialen Lage:

In der Umgebung des Ortes wurde nach den NATO-Luftangriffen von einem regionalen "Ableger" der UCK, nämlich der UCPMB, im Jahre 2000 gegen das serbische Militär gekämpft. Bis zum 1. April 2002 hat sieh die serbische Armee weitgehend aus diesem Gebiet zuruckgezogen (ich konnte noch beobachten, wie Truppenverbände abgezogen sind). Deshalb herrscht eine entspannte Stimmung, durchsetzt mit einer diffus-abwartenden "Mal sehen, was nun kommt.." -Haltung. Ein großer Teil der Menschen ist arbeits- und perspektivlos; die Serben hatten in diesem Grenzgebiet in den letzten 20 Jahren kaum noch Geld für die Infra-Struktur oder in Industrie-Betriebe investiert...

Der Ort hat ca. 2000 Menschen, etwa 18 km von der serbischen Kleinstadt Bujanovac entfernt in süd-westlicher Richtung. Es ist schon im Frühjahr sehr trocken, dementsprechend nur spärliche Vegetation. Die Straßen sind -- wenn überhaupt - sehr schlecht asphaltiert. Es gibt keine Wasserleitungen: Weder Zuleitungen unterirdisch noch z.B. über einen Wasserturm oberirdisch verlegt. Es gibt keine Abwasserrohre als unterirdische Kanalisation, sondern schmale, meist offene Abflussgräben. Was das im Sommer bedeutet, kann man sich denken... Überall im Ort liegt vor allem Plastikmüll (Fetzen, Flaschen, Planen) herum, er wird teilweise in kleinen Feuerstellen verbrannt - es stinkt erbärmlich, wird aber nur von westlichen Nasen so empfunden! Ebenso ist es mit den "Plumps-Klos": Jedes Haus hat eine eigene Außen-Toilette. Dazu gibt es öffentliche Toilettenhäuschen, z.B. gegenüber der Moschee, die völlig verdreckt sind, was aber anscheinend kaum jemanden stört. Dem entgegengesetzt sehen die meisten (Privat-)Häuser recht sauber und gepflegt aus. Sie sind auch für unsere Verhältnisse recht groß. Diese Häuser, die großenteils in Zeiträumen zwischen 10 und 20 Jahren aufgebaut werden, gehören Familien, von denen mindestens ein Angehöriger, meist der Vater, jahrelang vor allem in der Schweiz Arbeit hat(te). Die Familie hat bei den Albanern absolute Priorität, d.h. die Privatsphäre ist das Wichtigste. Ein Verantwortungsgefühl und Initiative für öffentliche Belange ist bisher kaum entwickelt.

Aktuelles:

Im letzten Jahr ist durch den Anstoß unserer ZFD-Kraft Branka J. eine "Bürgerinitiative" gegründet worden. Von einem Amateur-Künstler wurde ein schöner farbiger Plan gezeichnet für eine Umgestaltung des bisher völlig tristen und verwahrlosten zentralen Dorfplatzes:

Es ist ein neuer Brunnen vorgesehen mit Sträuchern, Bäumen und Mauereinfassungen. Das Material wird großenteils aus internationalen Spenden bezahlt, die Veränderungen selbst geschehen in Eigenarbeit, mit Transportgeräten unterstützt von 2 einheimischen Betrieben (Baufirma und Landschaftsgestaltung (ganz neu!). An diesem Sonntag fand die 2. Pflanz- und Säuberungsmaßnahme statt, - wir Gäste haben symbolisch mitgeholfen. Unter dem Platz werden auch Abwasserrohre verlegt. Nahebei liegt die neugebaute Grundschule und der im Bau befindliche, noch nie dagewesene Kindergarten! Für die Ausstattung wird dringend um zusätzliche Unterstützung gebeten.

Als Hilfe versprochen: