Sparen für Rüstung und Krieg


Die verschwiegenen Zusammenhänge

Die Rot-Grüne Koalition will sparen. Denn die finanzielle Lage des Staates ist schlecht:

2,423 Billionen DM Schulden! (1999)
Deshalb sollen wir alle den Gürtel enger schnallen: Nullrunden überall.-

Fast überall!

Für Kriege stehen nämlich schnell und unbürokratisch Milliardensummen zur Verfügung. Allein die Stationierungskosten für das deutsche Militär im Kosovo betragen jährlich zwei Milliarden Mark. Die Kosten für den eigentlichen Krieg sind darin noch nicht enthalten. Billiger als der Golfkrieg war er sicherlich nicht.

Schon die nur indirekte Beteiligung am 42-tägigen Golfkrieg hat die deutschen Steuerzahler 1991 18 Milliarden DM gekostet, so daß 79 Tage Balkankrieg wohl mindestens ähnlich hohe Ausgaben verursacht haben dürften.

Deshalb müßte das rot-grüne Sparpaket ehrlicherweise>
"Notopfer Kosovo" heißen!
(1)

Oder sollte hier der erste kostenlose Krieg geführt worden sein?

Man versucht zwar, die Kosten für das Militär niedrigzurechnen, z.B. indem die Kosten für die Stationierung nicht aus dem Militäretat, sondern aus dem Gesamthaushalt (Einzelplan 60) gezahlt werden.(2)

Statt der eigentlich geplanten Einsparungen von 19 Milliarden DM hätte Verteidigungsminister Scharping für die künftigen Aufgaben der Bundeswehr gerne 30-40 Milliarden mehr. (Spiegel vom 26.7.99) Aktuelles dazu

Sparen soll dagegen das Volk. Vor allem Arbeitnehmer, Rentner und Arbeitslose. Um die Verschuldung abzubauen. Das wird dem Volk jedenfalls erzählt. Aber angesichts der oben genannten Fakten wirkt diese Sparforderung lächerlich.(3)

Verantwortlich für die hohe Verschuldung wird gerne die Wiedervereinigung gemacht. Daß 1991 der Golfkrieg unterstützt wurde, und daß bis 1989 ohnehin schon ein Berg von

923,5 Milliarden Mark

an Staatsschulden angehäuft worden war- das will niemand mehr wissen.

Bis 1989 waren hingegen insgesamt

953,3 Milliarden Mark

für die Rüstung ausgegeben worden- hätte man sich das gespart, dann wäre der Staat wenigstens bis 1989 ohne Schulden gewesen. Siehe Grafik :

Wer sich an die Anfänge des sogenannten Wirtschaftswunders zurückerinnern kann, weiß, daß es in den Bundeshaushalten der Nachkriegszeit zunächst sogar Finanzüberschüsse gab, die gehortet wurden. Dann aber begannen vor allem Frankreich (immer noch!) und Großbritannien zu kritisieren, daß der Verzicht auf Rüstung Deutschland inakzeptable Wettbewerbsvorteile bringe. Das Ergebnis dieser Klagen war (zusammengefaßt), daß die Bundesrepublik wieder aufgerüstet und in die NATO integriert wurde. Und da wir, wie es mit massiver Propaganda immer wieder hieß, Amerika ja nicht alleine die Verteidigung unserer Freiheit überlassen durften, war die Mehrzahl unserer Volksvertreter bereit, sich für diese Aufgabe auch entsprechend zu verschulden.

Damit sind die Wettbewerbsvorteile jetzt mehr als beseitigt. Und zwar derartig gründlich, daß dreiundzwanzig Prozent der Steuereinnahmen allein für die Zinsen bezahlt werden müssen. Das sind 82 Milliarden DM jährlich!

Hier entsteht ein lukrativer Kreislauf von Gewinnen aus ständiger Waffenmodernisierung und den Zinserträgen für die zuvor gegebenen Kredite, den die Profiteure dieses Systems gerne erhalten möchten. Wer sind die Profiteure? Nicht der Staat und nicht der Bürger!(4)

Nicht nur am Verkauf von Waffen und Zubehör wird gut verdient, sondern auch daran, daß potente Geldgeber Staaten Kredite für den Aufbau ihrer Militärapparate geben. Diese lassen sich dann eine Art Schutzgeld von ihrer Bevölkerung zahlen. Genannt: Verteidigungsausgaben.

Wenn es nicht gelingt, die ungeheure Geldverschwendung des Militärs (allein in den NATO-Staaten 450 Milliarden US$ jährlich!) zu beenden, ist eine Kette von Kriegen, sozialen Unruhen und der Staatsbankrott vorprogrammiert.

Erstaunlich ist dabei der schwache Protest der Bevölkerung. Muß denn bei jeder Generation das Kind erst in den Brunnen fallen; muß jede Generation erneut die Erfahrung von unsagbarem Leid, von Zerstörung, Hunger und Elend machen?

Krieg ist ein Verbrechen. Alle aufmerksamen, anständigen Menschen können jedoch gemeinsam dagegenhalten und daran mitarbeiten, Kriegsursachen zu verhindern. Wenn sich aber immer mehr anständige Leute mut- und hoffnungslos aus der Politik heraushalten, wird die Politik zwangsläufig immer unanständiger...

Panzer brauchen Schweinegeld!
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1) Die Politik der rot-grünen Koalition ist allgemein recht wandlunsfähig: "Rot-Grüne Außenpolitik ist Friedenspolitik" stand auf dem Programm. Auch Joschka Fischer, einst eifriger Ostermarschierer im Kampfe gegen die Aufrüstung, fordert mittlerweile, die Bundeswehr noch besser auszustatten, damit sie ihren neuen Aufgaben gerecht werden (das heißt: international mitmischen) kann .

Macht korrumpiert: Wer an die Macht kommt (oder kommen will), paßt sich schnell der Linie der herrschenden Verhältnisse an.

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Verteidigungsetats (Einzelplan 14) 1998-2000 in Milliarden DM
1998: (ist) 46.679.484
1999: (soll) 47.048.455
2000: (soll) 45.333.000
"(...) Wie jedes Jahr täuscht der erste Blick auf den Verteidigungsetat. Denn tatsächlich steigen die deutschen Militärausgaben kontinuierlich, allerdings werden sie in immer stärkerem Maße aus anderen Haushalten bezahlt. Nach NATO-Kriterien, die die Soldatenpensionen EP33, Auslandseinsätze EP60 und militärbedingte Ausgaben anderer Etats Wehrbeauftragte, Bundeswehr-Wohnungsbau, Wehrstrafgerichtsbarkeit, NATO-Zivilhaushalt) mit erfassen, belaufen sich die deutschen Verteidigungsausgaben 1999 auf 58,7 Mrd. DM und im Jahre 2000 auf 59,6 Mrd. DM. Damit verdoppelt sich der Finanzierungsanteil der deutschen Militärausgaben außerhalb des EP14 von 1998 12% über 1999 20% auf 24% im Jahr 2000. Wer hierzu weitere Kosten für Zivildienst, Zivilschutz, Rüstungssubventionen, militärische Forschungsförderung, Exportbürgschaften, Flüchtlingshilfen, Auslandseinsätze von Polizei und BGS etc. addiert, erhält je nach Zuordnung militärbedingte Ausgaben bis zu 70 Mrd. DM. Damit bewegt sich der militärische Anteil am Bundeshaushalt (Entwurf 2000: 478,2 Mrd. DM) zwischen 9,5% (EP14), 12,5% (NATO-Kriterien) und etwa 14,5% (militärbedingte Gesamtausgaben). (...)"

Quelle: antimilitarismus information (ami) 10/99

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2) Wobei diese Einsparungen noch nicht mal ein Bruchteil dessen sind, der sich beim Militär herausholen ließe. Warum um alles in der Welt mahnt Innenminister Schily die Arbeiter bei den Tarifverhandlungen zu Mäßigung, niemand aber beim Kosovoeinsatz?

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3) Begüterte Bürger können schon davon profitieren, z.B. über den Erwerb von Aktien. Doch sie werden damit nur einen Bruchteil dessen einstreichen, was Banken und Konzerne einnehmen.
Während die Rüstungskonzerne in der Regel ihre Gewinne aus Waffenexporten nicht versteuern müssen, muß der Steuerzahler den Kopf hinhalten, wenn etwas dabei schiefgeht: die Hermes-Bürgschaft ist eine staatliche Absicherung für die Exporte. Wenn etwas schiefgeht, wird der Verlust für den Konzern mit unseren Steuergeldern ausgeglichen!