Wer wir sind

Hervorgehoben

Wir sind eine nachbarschaftliche Initiative im Münsteraner Stadtteil Gremmendorf.
Hier gibt es zwei Straßen, deren Namen einen Bezug zur deutschen Kolonialzeit haben:
den Woermannweg und den Lüderitzweg.

Wir laden zu einer kritischen Auseinandersetzung mit diesen Straßennamen ein und möchten auf dieser Website Informationen zu den Namensgebern sowie zum historischen Hintergrund der Straßenbenennung geben.
Beide Straßennamen sehen wir als historisch schwer belastet an: Adolf Lüderitz und Adolph Woermann waren an Kolonialverbrechen zur Zeit des Deutschen Kaiserreiches beteiligt. Die Straßenbenennung erfolgte zudem in der Zeit des Nationalsozialismus und im Sinne der NS-Ideologie. Daher setzen wir uns für eine Umbenennung beider Straßen ein.

Zur aktuellen Diskussion um die beiden Straßennamen, über deren Umbenennung am 3. Juni 2025 in der Bezirksvertretung Münster Süd-Ost entschieden werden soll, finden Sie hier in der Debatte häufig genannte Argumente und Gegenargumente.

Bürgerbeteiligung zur möglichen Umbenennung des Lüderitzwegs und des Woermannwegs

Am Mittwoch, dem 19. März 2025, fand in Gremmendorf eine Informationsveranstaltung zur möglichen Umbenennung des Lüderitzwergs und des Woermannwegs statt. Die Stadt Münster hatte alle Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Stadtbezirk Südost – insbesondere die Anwohnenden sowie die Eigentümerinnen und Eigentümer aus den betroffenen Straßen – in den KonvOY Infopoint (Walesallee, York-Quartier) eingeladen, um über den historischen Hintergrund der Straßenbenennung sowie über die Folgen einer Umbenennung zu informieren. Die Teilnehmenden hatten dabei die Gelegenheit, mit Mitgliedern der Bezirksvertretung Südost, Ratsmitgliedern aus dem Stadtbezirk und Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung über diese Themen ins Gespräch zu kommen.  

Ziel der Veranstaltung war laut Bezirksbürgermeister Peter Bensmann, ein Stimmungsbild unter den Anwohnenden und anderen Bewohnerinnen und Bewohnern aus dem Stadtbezirk zu erhalten. Die geäußerten Meinungen sollen in die Entscheidungsfindung der Bezirkvertretung einfließen. Auch online gab es bis zum 30. März 2025 die Gelegenheit, sich an der Debatte zu beteiligen. Anregungen und Meinungen konnten über ein Formular eingereicht werden. Eine Abstimmung über die Straßennamen in der Bezirksvertretung soll am 3. Juni 2025 stattfinden.

Neues Buch zu kolonialen Spuren in Münster erschienen

Nicht nur in den Namen der beiden Straßen Lüderitzweg und Woermannweg gibt es in Münster Bezüge zum deutschen Kolonialismus. Auch an anderen Stellen der Stadt und ihrer Umgebung finden sich koloniale Spuren. Diese werden nun in einem neuen Sammelband im Transcript-Verlag beleuchtet.

Die einzelnen Beiträge in dem von Philipp Erdmann und Felicity Jensz herausgegebenen Band behandeln unter anderem die Münsteraner Kolonialausstellung und Völkerschauen, das Trainkdenkmal, Kolonialismus in Universität und Schule, lokale Kolonialgesellschaften sowie zeitgenössische Darstellungen des kolonialen Geschehens in Münsteraner Zeitungen.

Auch die Straßen Lüderitzweg und Woermannweg kommen im Buch vor. Ein Überblicksartikel stellt neben diesen beiden Straßen in Gremmendorf noch weitere Straßen mit Kolonialbezug vor. Schließlich skizziert die Initiative zur Umbenennung des Lüderitzwegs und des Woermannwegs in einem eigenen Beitrag den Umgang mit den Straßennamen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis hin zu den Bemühungen um Umbenennung dieser Tage.

Bezirksbürgermeister kündigt Umbenennung von Woermannweg und Lüderitzweg an

In der Bezirksvertretung Süd-Ost wurden in der Sitzung am 14. Mai 2024 die Leitlinien für Ehrungen im öffentlichen Raum diskutiert. Bevor es zur Aussprache im Gremium kam, machte Bezirksbürgermeister Peter Bensmann (CDU) in einem Statement vorab deutlich, dass anhand der Leitlinien der Woermannweg und der Lüderitzweg umbenannt werden sollten. Als Hauptgrund nannte er die Benennung der beiden Straßen während der NS-Zeit zu ideologischen Zwecken. Die Einwände einiger anwesender Ratsmitglieder, die Anwohnerinnen und Anwohner zu dieser Entscheidung vorher zu befragen, wurden von Bensmann zurückgewiesen. Die Einscheidungskompetenz liege in dieser Frage bei der Bezirksvertretung, diese könne nicht auf die Anwohnenden übertragen werden.

Im Anschluss an die Aussprache wurden die Leitlinien durch die Bezirksvertretung angenommen. Über die Sitzung vom 14. Mai berichteten auch die Westfälischen Nachrichten.

Stadt Münster erstellt Leitlinien für Straßenumbenennungen

Die Stadt Münster hat Leitlinien und Kriterien für Ehrungen im öffentlichen Raum erarbeitet. Diese finden sich in einer öffentlichen Beschlussvorlage, über die der Rat der Stadt am 19. Juni 2024 entscheiden soll. Darin heißt es, „die Einigung auf gemeinsame Grundsätze und Kriterien zur Entscheidungsfindung bei Ehrungen im öffentlichen Raum soll die Transparenz und Nachvollziehbarkeit gegenüber der Bürgerschaft erhöhen“.

Neben umstrittenen Denkmalen geht es in dem Papier unter anderem auch um Straßenbenennungen und -umbenennungen. Bezüglich Straßenumbenennungen wird in den Leitlinien festgehalten: „Eine Umbenennung ist möglich, wenn Fakten und eine historische Bewertung vorliegen, die zweifelsfrei nachweisen, dass die Ehrung der Person(-engruppe) unzulässig ist (…) oder die ursprüngliche Straßenbenennung
propagandistischen Zwecken der nationalsozialistischen Zeit diente.“ Und weiter: „Die Benennung nach Personen(-gruppen) stellt eine Ausnahme und besondere Ehrung dar; ein mahnender Charakter ist dabei nie intendiert.“

Bevor der Rat der Stadt über die Leitlinien entscheidet, wird die Beschlussvorlage auch in den Bezirkvertretungen diskutiert. Die Anhörung für den Bezirk Münster Süd-Ost, in dem über die Umbenennung der Straßen Lüderitzweg und Woermannweg entschieden werden muss, findet am 14. Mai 2024 statt.

Bezirksvertretung Münster-Südost berät über Umbenennung von Woermannweg und Lüderitzweg

In ihrer Sitzung vom 28. Februar 2023 haben die Mitglieder der Bezirksvertretung Münster-Südost über die Umbenennung des Woermannwegs und des Lüderitzwegs beraten. Unter den Vertreterinnen und Vertretern herrschte dabei Einigkeit darüber, die Bürgerschaft in den Entscheidungsprozess einbeziehen zu wollen. Dies soll im Rahmen einer öffentlichen Informationsveranstaltung geschehen. Eine Entscheidung über eine mögliche Umbenennung soll erst im Anschluss gefällt werden.

Mit der Beratung über eine Umbenennung der beiden Straßen hatte die Bezirksvertretung eine Anregung nach § 24 GO NRW durch die Initiative zur Umbenennung des Lüderitzwegs und des Woermannwegs aufgegriffen.

Umbenennungsinitiative stellt Bürgerantrag

Die Initiative zur Umbenennung des Woermannwegs und des Lüderitzwegs hat bei der Stadt Münster eine Anregung gemäß Paragraf 24 Gemeindeordnung NRW eingebracht, nach der beide Straßen umbenannt werden sollen. Als Alternativen verweist sie auf die von den Anwohnerinnen und Anwohnern gemachten Vorschläge für neue Namen der Straßen.

In der Begründung des Bürgerantrags heißt es: „Mit den Namen der beiden Straßen wird die Zeit des deutschen Kolonialismus in unangemessener Weise verherrlicht. Mit Adolf Lüderitz und Adolph Woermann werden Personen geehrt, die an Kolonialverbrechen des Deutschen Kaiserreiches beteiligt waren. Die Straßenbenennung erfolgte zudem in der Zeit des Nationalsozialismus und im Sinne der NS-Ideologie. Einer weltoffenen und toleranten Stadt wie Münster („Stadt des Friedens“) steht die Ehrung dieser Personen nicht gut zu Gesicht. Eine Umbenennung wäre ein Zeichen für einen bewussten und kritischen Umgang mit der Vergangenheit und für eine demokratisch wache Stadtgesellschaft.“

Straßenumbenennungen im Bezirk Münster-Mitte

Die Fraktionen der Grünen, SPD, Volt, CDU und FDP in der Bezirksvertretung Mitte haben sich für die Umbennung der Ostmarkstraße und der Admiral-Scheer-Straße ausgesprochen. In ihren gemeinsamen Antrag begründen sie diese Entscheidung damit, dass die Straßennamen „den Nationalsozialismus verherrlichen bzw. nationalsozialistisches Gedankengut transportieren und damit im Widerspruch zu den demokratischen Werten der Bundesrepublik stehen“. Der Begriff „Ostmark“ bezeichnete zwischen 1939 und 1942 das Gebiet des heutigen Österreichs, das im Nationalsozialismus ans Deutsche Reich angeschlossen wurde. Reinhard Scheer war Admiral im Ersten Weltkrieg. Er ließ zwei Hinrichtungen gegen widerständige Matrosen vollstrecken und führte die deutsche Flotte in eine aussichtslose Seeschlacht gegen die britische Marine.

Darüber hinaus wollen die Grünen, SPD und Volt laut einem zusätzlichen Antrag noch acht weitere Straßen im Bezirk Mitte umbenennen: Admiral-Spee-Straße, Otto-Weddigen-Straße, Prinz-Eugen-Straße, Skaggerakstraße, Tannenbergstraße, Langemarckstraße, Manfred-von-Richthofen-Straße und Andreas-Hofer-Straße. Alle zur Disposition stehen Straßennamen wurden während der Zeit des Nationalsozialismus vergeben. Die Bezirksvertretung hatte zur Frage des Umgangs mit diesen Straßennamen ein Gutachten durch Dr. Alexander J. Schwitanski erstellen lassen, das am 18. Januar 2022 vorgestellt worden war.

UPDATE: Die Bezirksvertretung Mitte hat beide Anträge am 24. Januar 2023 angenommen. Damit sollen sieben der genannten Straßen umbenannt werden, nachdem Informationsveranstaltungen für die Bürgerinnen und Bürger zum Vorhaben durchgeführt wurden. Für drei weitere Straßen – Manfred-von-Richthofen-Straße, Andreas-Hofer-Straße und Ostmarkstraße – empfiehlt die Bezirksvertretung dem Rat der Stadt Münster eine Umbenennung.

Nachbarschaftlicher Austausch zur Straßenumbenennung

Am letzten Samstag im Oktober haben die Mitglieder der Initiative zur Umbenennung des Woermannwegs und des Lüderitzwegs alle Anwohnerinnen und Anwohner der beiden Straßen zum gemeinsamen Austausch eingeladen. Zum Informationsstand auf dem Lüderitzweg kamen zahlreiche Nachbarinnen und Nachbarn, um mehr über das Vorhaben der Umbenennung zu erfahren, aber auch um darüber kontrovers zu diskutieren.

Mit diesem Flyer wurden die Anwohnenden zum Austausch eingeladen.

Wichtig erschien dabei vielen, dass die ehemaligen Straßennamen im Falle einer Umbenennung durch ein Hinweisschild dauerhaft dokumentiert werden. Einerseits um der Befürchtung entgegenzutreten, dass durch eine Umbenennung Geschichte „ausradiert“ werde, andererseits um die Information über die besondere historische Stellung der beiden Straßen zu erhalten, die früher als die umliegenden Straßen als Abzweige von Angelmodder Weg entstanden sind.

Flipchart vom Infostand am Lüderitzweg. Weitere Vorschläge wurden per Postkarte oder E-Mail eingereicht; Foto: privat

Alle Interessierten konnten vor Ort Vorschläge machen, wie die Straßen zukünftig heißen sollen (Dokumentation unter Alternativen). Einigen war es dabei wichtig, dass mit den neuen Straßennamen nicht erneut Personen geehrt werden. Andere wollten den aus ihrer Sicht zu Unrecht Geehrten Woermann und Lüderitz gerade positiv besetzte und verdiente Personen entgegenstellen.

Viele Anwohnerinnen und Anwohner nutzten auch die Gelegenheit, den Bürgerantrag zur Umbenennung der beiden Straßen mit einer Unterschrift zu unterstützen. Insgesamt wurden dabei 24 Unterschriften gesammelt.

Online-Zeitung RUMS berichtet über Umbenennungsinitiative

In ihrem Newsletter vom 26. August beschäftigt sich das Münsteraner Online-Medium RUMS mit Straßennamen und Denkmälern in Münster, die an die koloniale Vergangenheit erinnern. Unter der Überschrift „Münster und die Kolonien“ werden verschiedene koloniale Spuren sowie der Umgang der Stadt Münster damit beleuchtet. Neben dem Train-Denkmal kommen dabei auch die beiden Straßen Lüderitzweg und Woermannweg vor. Ebenso wird unsere Initiative zur Umbenennung erwähnt.

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