Straßennamen und Umbenennungen in Münster:
Auf der Internetseite der Stadt Münster finden sich Informationen rund um Straßennamen, unter anderem zu den aktuellen und vergangenen Debatten um Umbenennung sowie den Umgang mit strittigen Straßennamen. Unter „Folgen einer Umbenennung“ gibt es auch nützliche Hinweise dazu, was das für die Anwohnerinnen und Anwohner bedeutet. Dort heißt es, dass für die Ummeldung der Adressen im Personalausweis und im Fahrzeugschein keine Gebühren erhoben werden. Die Übermittlung der Adressänderung unter anderem an das Finanzamt, das Grundbuchamt und die Rentenversicherung übernimmt das Vermessungs- und Katasteramt. Auch diese Übermittlung ist für Anwohner und Eigentümer kostenfrei.
Koloniale Spuren in Münster:
In einem Portal des Stadtarchivs Münster zu Kolonialen Räumen werden neben Woermannweg und Lüderitzweg auch weitere Spuren der Kolonialzeit vorgestellt. Diese lassen sich auf einer interaktiven Karten finden.
Diskussionen um koloniale Straßennamen in anderen deutschen Städten:
Über die Diskussion in verschiedenen Städten NRWs informiert ein Radiobeitrag auf WDR 5 vom 5. April 2023. In Düsseldorf untersuchte ein wissenschaftlicher Beirat im Auftrag der Stadtverwaltung insgesamt 99 Straßennamen. In seinem Abschlussbericht empfahl er die Umbenennung zahlreicher Straßen, darunter die Woermannstraße und die Lüderitzstraße.
Auch in Berlin ist seit längerer Zeit eine Debatte in Gang, die zuletzt in der Umbenennung der Lüderitzstraße und des Nachtigalplatzes mündete. Eine Sammlung zu weiteren umstrittenen Straßen in Berlin, darunter die Woermannkehre, findet sich auf der Website „Stadt neu lesen“.
Lesetipps:
Einen kritischen und gut lesbaren Überblick über die deutschen Kolonien bietet das Buch „Wir Herrenmenschen“ von Bartholomäus Grill. Grill arbeitet seit vielen Jahren als Afrikakorrespondent u. a. für die ZEIT und den Spiegel.
Das Buch „Der gute Deutsche. Die Ermordung Manga Bells in Kamerun 1914“ von Christian Bommarius zeigt die Schrecken der Kolonialzeit anhand des Schicksals einer konkreten Person. Es kann aber auch als Einführung zu den deutschen Kolonien in Afrika gelesen werden.
In seinem erstmals bereits 1978 erschienenen Roman „Morenga“ schildert der Schriftsteller Uwe Timm das koloniale Geschehen in Deutsch-Südwestafrika zur Zeit des Aufstands der Herero und Nama ab 1904. Die Hauptfigur, der Veterinär Gottschalk, meldet sich freiwillig zum Dienst in der deutschen „Schutztruppe“, zweifelt jedoch immer mehr am Sinn der kolonialen Unternehmung vor Ort und zeigt sich stattdessen zunehmend fasziniert vom Anführer der Herero, Jakobus Morenga.
Hörtipps:
Der Hamburger Historiker und Kolonialexperte Jürgen Zimmerer spricht im YouTube-Format „Jung & Naiv“ ausführlich zur deutschen Kolonialgeschichte und dem Genozid an den Herero und Nama.
Im Podcast „Anno PunktPunktPunkt“ spricht der Historiker Kim Sebastian Todzi über den Aufstieg und Fall des Hamburger Woermann-Konzerns. Das Thema war auch Gegenstand von Todzis Dissertation, die im Wallstein-Verlag veröffentlicht wurde.