Juli 2021 – Medienkompetenztraining – VIP
Zielgruppe:
Zielgruppe des Medienkompetenztrainings sind Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 – 21 Jahren, die sich aktuell in einem Strafrechtsverfahren nach dem JGG befinden. Hier insbesondere mit Tatvorwürfen im Rahmen der Paragraphen §184 ff. StGB (Verbreitung pornographischer Inhalte) und §86a StGB (Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen). Der Zugang zum Medienkompetenztraining kann im Rahmen der Paragraphen §45 Abs. 2,3 JGG oder §47 JGG oder im Rahmen einer richterlichen Weisung nach § 10 JGG durch Urteil erfolgen.
Der Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe unterstützt ebenfalls das Nachhilfeangebot „Aufwind“ im Jugendzentrum Albatros
Projektbeschreibung:
Es soll ein Nachhilfeangebot im Jugendzentrum Albatros in Albachten probeweise ausgetestet werden um es perspektivisch fest zu installieren, sodass Jugendliche ohne Voranmeldung eine Möglichkeit haben ihre Lernrückstände aufzuholen. Das Angebot soll im Zeitraum vom 17.06.21 bis zum 05.08.21 immer donnerstags von 16:30Uhr bis 19:00 Uhr stattfinden. Die Räumlichkeiten, die im Albatros dafür genutzt werden können, bieten ausreichend Platz für bis zu 5 Jugendliche.
Mai 2021 – Projekt: „Draußenzeit“
Der ViP bietet seit vielen Jahren im Rahmen der ambulanten Maßnahmen das „Sozialpädagogische Wochenende (SPW)“ (https://www.vip-muenster.de/sozialpaedagogisches-wochenende.html) an.
Im Rahmen verschiedener Maßnahmen und so auch im Rahmen des SPW haben wir in der Vergangenheit immer wieder erfolgreich mit dem Verein Draußenzeit e.V. (www.draussenzeit.de) kooperiert. Seit 2019 fanden bereits zwei SPW im Tipi-Camp von Draußenzeit statt.
Das Tipicamp liegt auf einer Wiese des weitläufigen Permakulturgeländes Hembergen. Es ist ein Lernort in der Natur, bei dem bewusst so viel wie möglich weggelassen wird. Durch seine Einfachheit ermöglicht das Camp einen intensiven Kontakt zur Natur und zu sich selbst.
Das Gelände liegt auf einer großen Wiese am Waldrand und ist umsäumt von Wäldchen und Wiesen. Im Wald fließt ein Bachlauf. Das Camp besteht aus großen Versammlungszelten (Tipis) mit Feuerstellen, einer einfachen Draußenküche, einer Komposttoilette, einer einfachen Waschstelle und einer Draußendusche. Es gibt keinen Strom.
Die Tage im Tipicamp strukturieren sich durch die Erfordernisse des Camplebens: Gemeinsamer Tagesbeginn und Abschluss im Kreis, Wasser holen, Brennholz bereiten, Kochen am Feuer, Spülen, Platzpflege.
Beim SPW machen wir uns diese reduzierten Bedingungen zunutze und arbeiten mit den Teilnehmenden nicht nur (wie sonst auch) zu den Fragen, warum sie überhaupt an der Maßnahme teilnehmen müssen, woher sie kommen und was sie in ihrem Leben anstreben, sondern insbesondere auch zum Thema Selbstwirksamkeit und Selbstverantwortung.
„Konsum ist out. Output ist in.“ und „Von nix kommt nix.“! Machen sich die Teilnehmenden kein Feuer, bleibt die Küche kalt und (viel schlimmer?!) kann sich keiner eine Zigarette anzünden. Baut keiner ein Zelt auf, wird unter freiem Himmel übernachtet. Holt keiner Wasser, gibt es nichts zu trinken… und wie backt man eigentlich Brot ohne Ofen?
Die Teilnehmenden bekommen bei der Anreise im Camp u.a. eine Kiste mit weitestgehend unverarbeiteten Lebensmitteln. Die Zubereitung von Essen wird also ein zentrales Thema an so einem Wochenende. Bei allem, was ansteht, bekommen die Jugendlichen die notwendige Unterstützung. Diese ist jedoch immer nur das Backup und nicht der „Service“.
Dieses Backup können die ViP-Mitarbeitenden den Teilnehmenden nicht ausreichend bieten, weil sie nicht über das Know-How und das Fachwissen aus den Bereichen Natur- und Wildnispädagogik sowie Survival-Techniken verfügen. Ohne den Draußenzeit-Mitarbeiter wäre also auch das ViP-Team für ein Wochenende unter den o.g. Bedingungen weitestgehend verloren.
Da in sämtlichen Projekten von Draußenzeit auch persönliche Themen und die persönliche Entwicklung jeder/jedes Einzelnen eine große Rolle spielen, kommt neben den reinen Überlebens-Techniken auch ein großer Erfahrungsschatz in der pädagogischen (Prozess-)Begleitung im Kontext von Natur-Erleben und Grenzerfahrungen im Tipicamp hinzu.
An dieser Stelle greifen die Draußenzeit-Expertise sowie die Kompetenzen und Erfahrungen der ViP-Mitarbeitenden in der Arbeit mit straffällig gewordenen, herausfordernden jungen Menschen wunderbar ineinander. Wenn Krisen in der Teilnehmer-Gruppe auftauchen, begreifen sich die ViP-Mitarbeitenden und der Draußenzeit-Mitarbeiter als Team und erarbeiten gemeinsam die passenden Interventionen.
Während also die ganz handfesten Kompetenzen, die für das Überleben in der Natur notwendig sind, ausschließlich von Draußenzeit abgedeckt werden, bringen auf der Seite der pädagogischen Kompetenzen alle Mitarbeitenden ihre Schwerpunkte ein, so dass hier sicherlich von einer Bereicherung und einem Synergie-Effekt gesprochen werden kann!
„Späte Starter“ – Präventionsprojekt
Münster, 13. März 2015
„Präventives Cliquen bzw. Gruppenangebot in Angelmodde“ Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe unterstützt Projekt „Späte Starter“ für Heranwachsende über 18 Jahren.
Ausgangsituation:
In Angelmodde wird seit einigen Jahren die sogenannte Soziale Gruppenarbeit vorgehalten. Aufnahmekriterium ist zum einen eine richterliche Weisung bzw. die Aufnahme im Rahmen eines Diversionsverfahrens. Zum anderen sollen Jugendliche bis 18 Jahre auch eine freiwillige Aufnahme ermöglicht werden.
Die Gruppenentwicklung war in den letzten Monaten dadurch gekennzeichnet, dass vermehrt Heranwachsende das Angebot wahrgenommen haben und durch diese besondere Gruppen- und Altersdynamik die inhaltlich-fachlichen Vorgaben (Modularbeit) zum Teil konterkarierten. Denn ausgerichtet ist Soziale Grupepnarbeit für eine Klientel zwischen 14-18 Jahren.
Durch die Jugendhilfe im Strafverfahren wurde an den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe der Antrag gestellt diese „Spätstartergruppe“ durch entsprechende Gelder zu finanzieren. In dieser Gruppe der Späten Starter findet sich ein hoher Anteil an jungen Erwachsenen mit Migrationsvorgeschichte. Religion, Kultur und Milieu haben eine großen Einfluss auf deren Lebensgestaltung, aber eben auch auf ihre verlangsamte Persönlichkeitsentwicklung und die Fähigkeit altersgerechte Sozialisationsschritte zu erreichen, wie festes Einkommen, Ablösen vom Elternhaus etc.
Diese „Späten Starter“ sprengen mittlerweile mit ihrem Bedarf das Alltagsgeschäft innerhalb des Regelangebotes der Sozialen Gruppenarbeit und erforderten ein unmittelbares Einschreiten. Durch das finanzille Engagement des Vereins konnte nun zeitnah eine Alternative für diese Gruppe der Älteren gefunden werden.
Ansatzpunkte:
- Herauslösung aus der bisherigen Gruppe
- Eigenständiges Angebot auf dem Niveau einer sinnvollen Freizeitgestaltung
- Möglichkeiten der sportlichen Bewegung
- Interaktionmöglichkeiten mit entsprechenden Fachkräften
- Stadtteilnahes da dadurch akzeptiertes Angebot
Ziel:
- Vorhaltung einer sinnvollen Freizeitgestaltung
- Raum für leicht abrufbare und annehmbare sportliche Aktivitäten bieten (da Vereinsstrukturen bei diesem Klientel eher hinderlich sind)
- Nach kurzer Begleitung die Verselbständigung der Gruppe einleiten
Ausblick:
Durch das Angebot einer entsprechenden Gruppe für die Heranwachsenden, ist nun wieder eine gezielte fachliche Arbeit möglich. Zudem wurde eine Fachkraft gefunden, die vor Jahren selbst eine solche Maßnahme durchlaufen hat, eine von allen Teilnehmern akzeptierte Person.
Alexander Milic
Münster, 20. November 2012
Sozialpädagogische Wochenenden statt Freizeitarrest
Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe unterstützt Zusatzprojekte mit straffälligen Jugendlichen
Das Sozialpädagogische Wochenende (SPW) ist eine ambulante Maßnahme aus dem Jugendgerichtsgesetz und kann als Alternative zu einem oder mehreren Freizeitarresten (48 Stunden in einer Einzelzelle) eingesetzt werden. Ein SPW findet von Freitag- bis Sonntagnachmittag in einem Selbstversorgerhaus außerhalb Münsters statt. Am Sozialpädagogischen Wochenende nehmen Jugendliche und Heranwachsende beiderlei Geschlechts im Alter zwischen 14 und 21 Jahren teil, die mehrmals im strafrechtlichen Bereich auffällig geworden sind. Die Themen eines Wochenendes können, entsprechend der Zusammensetzung der Gruppe und den damit verbundenen individuellen Bedürfnissen, variieren. Übergeordnetes Ziel des Sozialpädagogischen Wochenendes ist die zukünftige Straffreiheit der Teilnehmenden. Darüber hinaus sind folgende Ziele zu benennen:
– Förderung des Sozialverhaltens
– Förderung der Persönlichkeitsentwicklung
– Förderung der kommunikativen Fähigkeiten
– Information über die Konsequenzen straffälligen Verhaltens
– Förderung der Kooperations- und Verantwortungsbereitschaft
– Analyse und Reflexion der bisherigen Entwicklung sowie der aktuellen
Lebenssituation
– Formulierung von persönlichen Zielen (aktive Zukunftsgestaltung)
– Entwicklung von Zukunftsperspektiven
Um am Sozialpädagogischen Wochenende erfolgreich teilzunehmen, müssen die Jugendlichen und Heranwachsenden nicht nur anwesend sein, sondern auch aktiv mitarbeiten.
2011 wurde das Sozialpädagogische Wochenende von den Jugendrichtern in Münster so häufig als Maßnahme verhängt, dass es für Jugendliche mit dieser Auflage zu langen Wartezeiten kam.
Vier Sozialpädagogische Wochenenden pro Jahr mit maximal 12 TeilnehmerInnen reichten schon seit Anfang 2010 nicht mehr aus, um allen Jugendlichen zeitnah die Teilnahme zu ermöglichen. Auf der Warteliste standen durchschnittlich 20-30 Jugendliche, deren Straftaten teilweise Monate bis Jahre zurücklagen.
Von pädagogischer Maßnahme als unmittelbare Konsequenz auf die Tat und als Möglichkeit, sich mit der Straftat, deren Umständen und deren Folgen auseinanderzusetzen, konnte da kaum noch die Rede sein.
Um diesem Zustand entgegenzuwirken, um „Dampf aus dem Kessel zu nehmen“ und die langen Wartelisten zu minimieren, unterstützte der Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe den Verein sozial-integrativer Projekte mit 2000 Euro bei der Umsetzung zweier zusätzlicher Sozialpädagogischer Wochenenden. Damit konnte die Warteliste abgearbeitet werden und für weitere Jugendliche mit dieser Auflage wurden die Wartezeiten deutlich reduziert.
Marion Henkensiefken