Das Kirchenfoyer – ein Ort der Begegnung

Ingeborg Oliver

Das Kirchenfoyer an der Salzstraße

Das Kirchenfoyer an der Salzstraße

Im Stadtzentrum neben der Lambertikirche in Münster befindet sich das Kirchen­foyer. Die Einrichtung versteht sich als Angebot für alle Men­schen, die das Gespräch suchen oder Informationen zu religiösen, kirchlichen und kulturellen The­men wünschen oder nur ruhig verweilen möchten.

Wer den offenen, hellen Raum des Kirchenfoyers an der Lambertikirche betritt, kann sich willkommen fühlen. Eine freundliche Begrüßung durch eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter, ein aufmerksames Fragen nach dem Anliegen des Besuchers vermitteln deutlich, dass er ein erwünschter Gast ist. Die Menschen lassen sich auf dieses offene Angebot aus unterschiedlichen Gründen ein. Manche mögen einfach eine Tasse Kaffee trinken und in Ruhe durch die Spitzbögen auf das Treiben im Herzen Münsters schauen. Die junge Mutter, die ihren Kinderwa­gen im Eingangsbereich abstellt, schätzt das Kirchenfoyer, weil es einen ruhigen Raum zum Stillen und Wickeln in der unteren Ebene des Gebäudes anbietet, und, wenn sie selbst einen Augenblick für sich benötigt, hüten vertrauens­würdige Mitarbeiter ihr Baby. Die Möglichkeit, an einem zentralen und geeigneten Ort Säuglinge und Kleinkinder versorgen zu können, nutzen immer mehr junge Eltern. Dabei nehmen sie auch die Infor­mationsregale und die aktuellen Ausstellungen wahr. Im Sep­tember und Oktober interessierte besonders die Auslage an guten Vorlesebüchern für Kinder.

Seit das Kirchenfoyer Anlaufstelle für Pilger auf dem Jakobsweg ist, kommen auch vermehrt ortsfremde Besucher. Sie können hier den Pilgerstem­pel und auch den Pilgerausweis erhalten. Als kürzlich Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe mit einer Schar von Mitpilgern auf dem Jakobsweg von Handorf nach St.Lamberti wanderte, holte er sich im Kirchenfoyer seinen ersten Pilgerstempel ab.

Die Türen des Kirchenfoyers stehen allen Menschen offen, gleich welcher Konfession, welcher Staatsangehörigkeit, ob getauft oder ungetauft, ob jung oder alt. Viele Besucher nutzen die vielfältigen Informationsmöglich­keiten zum kirchlichen Leben in Münster und in der Region. Fragen nach Gottesdiensten und Gemein­deaktivitäten werden regelmäßig gestellt. Die Besucher informieren sich über Bildungseinrichtungen und Beratungsstellen und auch über Ordenseinrichtungen. Jeden Monat erscheint ein eigenes Programm des Kirchenfoyers: regelmäßige Angebote wie Bibelgespräche, Alltagsexerzitien, Kirchenführungen, Literatur- und Kunstausstellungen. Vorträge zu aktuellen gesellschaftlichen Fra­gen werden von vielen Menschen angenommen. Die Teilnahme an diesen Aktivitäten hängt nicht von der Konfession ab. So bereichern die Beiträge evangelischer und katholischer Christen die gemein­samen Bibelgespräche, indem sie andere Sichtweisen aufzeigen und Verständnis wecken. Das Mitein­ander ist so Ausdruck gelebter Ökumene.

Nicht nur in Glaubens­fragen, auch in schwierigen Lebenssituationen suchen Men­schen zunehmend das Gespräch, erbitten Beratung und Hilfe. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen während der Öffnungszeit für Gespräche ohne Voranmel­dung zur Verfügung. Für beson­dere Anliegen werden Gespräche mit Priestern und Mitarbeitern externer Fachstellen angeboten. Das Kirchenfoyer ist auch Ein­tritts- und Wiedereintrittsstelle für die evangelische oder die katholische Kirche. Hier erfah­ren die Bewerber eine möglichst persönliche Begleitung.

Die Anforderungen an die überwiegend ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hoch. Gastfreundlichsein, Notlagen erkennen, Informatio­nen vermitteln verlangt viel Ein­satz und persönliche Kompetenz. Darum werden neue Mitarbeiter in Einführungskursen gründlich vorbereitet und durch eine beglei­ tende Supervision in ihrer Arbeit unterstützt. Jeder soll bei ihnen die freundliche Seite der Kirche erkennen. Die Bereitschaft, sich für andere einzusetzen, Zeit und Kraft zu investieren, entspringt wohl bei allen Beteiligten dem Geist des Evangeliums.

Seit das Kirchenfoyer im März 2003 von Diözesanbischof Reinhard Lettmann feierlich eröffnet wurde, hat es über 100 000 Besucherkontakte gegeben. Heute garantieren 79 Ehrenamt­liche den Bestand und die Weiter­entwicklung dieser ökumenisch ausgerichteten City-Pastoral in Trägerschaft der katholischen Kirche (Stadtdekanat e.V.). Wie Josef Rauschel, Leiter des Kir­chenfoyers, erklärt, kommt der hauptamtlichen Tätigkeit bei dieser Einrichtung im Wesent­lichen eine Dienstfunktion zur Förderung und Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit zu.

Kategorie: Archiv, Lokales

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