Lublin - Stadt der Studenten
Lublin ist eine Stadt der Akademiker. Es gibt hier fünf Hochschulen, in denen insgesamt 50 Tausend junge Leute studieren. Lublin hat den größten prozentualen Anteil von Studenten an der Gesamtbevölkerung im Vergleich zu anderen polnischen Städten. Die Lubliner Straßen, geprägt von jungen Gesichtern, sind der beste Beweis dafür.
Die älteste Hochschule ist die Katholische Universität Lublin (KUL). Im Jahre 1993 feierte die KUL ihr 75jähriges Jubiläum.
Die KUL war die vierte Universität in dem im Jahre 1918 befreiten Polen. Die Grundsätze ihrer Tätigkeit sind in zwei Sinnsprüchen enthalten. Der erste Spruch "Deo et Patrie" ("Dem Gott und dem Vaterland") war Ausdruck der polnischen Tradition und knüpfte an die Zeit der Gründung der Universität an. Der zweite Spruch stößt zum Wesen der Universität vor, dabei aber auch zum Wesen jeder Universität. Der Spruch heißt "Veritas in caritate" ("Wahrheit in Liebe"). Nach dem zweiten Weltkrieg begann die KUL als erste Universität in Polen mit dem Unterricht. Bis 1989 war sie die einzige unabhängige Universität in Mittel- und Osteuropa. Während der Zeit des Kommunismus in Polen hat die KUL der Jugend Zuflucht geboten, die an anderen Universitäten aus sozialen oder politischen Gründen nicht aufgenommen oder exmatrikuliert wurde. An der KUL konnten Professoren lehren, denen von anderen Universitäten die Lehrerlaubnis entzogen wurde. So paradox es klingt, unter dem äußeren Druck blühte die Universität auf und gewann ihre Autorität. Die Ehrendoktorwürde der KUL bekamen u.a. Karl Dedecius, Kardinal Ratzinger und Helmut Kohl.
Die KUL ist heute eine bekannte, moderne Universität, die Kontakte zu 15 Universitäten in Europa und Amerika hat und systematisch mit ausländischen Universitäten zusammenarbeitet. Die KUL ist eine humanistische Universität. Im Mittelpunkt ihrer wissenschaftlichen und didaktischen Forschungen steht der Mensch. Den Studierenden stehen sechs große Fachbereiche zur Verfügung, die jeweils ein umfangreiches Angebot von Studienfächern bieten. Es gibt eine Reihe von fächerübergreifenden Instituten (u.a. Zentrum der Niederländischen Kultur, ein Rechenzentrum, Institut des Johannes Paulus II). Unter dem Dach der Universität bestehen auch : Studium der Polnischen Kultur und Sprache für Ausländer und eine Sommerschule der Polnischen Kultur und Sprache. Auf Initiative der KUL wurde 1990 die Lubliner Businesschule ins Leben gerufen. Ziel der Schule ist Weiterbildung im Bereich der Managerschule und Vorbereitung auf Funktionieren in einem Marktwirtschaftssystem. Die zweite der Lubliner Hochschulen, die Maria Curie-Sklodowska Universität (UMCS), besteht seit 1944. Die UMCS ist ein sehr wichtiges Wissenschaftszentrum in Lublin. An der Universität studieren die meisten Lubliner Studenten. Die UMCS bietet 10 Fachbereiche mit mehreren Studienfächern. Zu den beliebtesten gehören hier Jura, Ökonomie und Fremdsprachen. Den Studenten steht ein großes Rechenzentrum zur Verfügung. Die UMCS ist im Besitz des Lubliner Botanischen Gartens, wo der Fachbereich Biologie seiner Forschungsarbeit nachgehen kann. Die Universität arbeitet mit vielen Hochschulen in Europa, Amerika, und Asien zusammen. Sie beteiligt sich unter anderen an folgenden Austauschprogrammen: "Tempus", Central European Exchange Program for University Studies, der Aktion Jean Monnet - Polen im Rahmen PHARE / SIERRA. Von großer Bedeutung für die wissenschaftliche Kooperation mit anderen Universitäten ist die Teilnahmemöglichkeit an der Rektorenkonferenz der Ostseeuniversitäten. Die UMCS ist mit ihrem ersten und einem der schönsten in Polen sog. "Akademischem Städtchen" berühmt. Dazu gehören: ein sehr schöner Universitätspark und Studentenwohnheime. Sie bilden zusammen ein spezifisches Lubliner Stadtviertel. Die Universität hat eine sehr wichtige Rolle bei der Entwicklung Lublins als Studentenzentrum gespielt. Sie trug dazu bei, daß aus zwei ihren Fakultäten neue Akademien entstanden, die heute unabhängig von der UMCS existieren und arbeiten können. Das sind die Landwirtschaftliche Akademie und die Medizinische Akademie. Die beiden Akademien sind noch relativ jung, finden aber auch Ansehen unter Abiturienten. Die fünfte Lubliner Hochschule ist die Polytechnische Hochschule. Der größten Popularität erfreuen sich die Fakultäten: EDV, Elektrotechnik und Marketing. Die Hochschule bildet auch Ingenieure im Bauwesen und Maschinenbau aus. Polnische Studenten finanzieren ihr Studium vor allem mit Hilfe ihrer Eltern und mit staatlichen Darlehenskrediten bzw. Stipendien. Noch ist das Studium bis auf Fernstudium und private Hochschulen kostenlos. Lubliner Hochschulen werden gerne von ausländischen Studenten als Studienort gewählt. Die Studenten kommen nicht nur aus polnischen Nachbarländern. Ihre Zahl betrug im Jahre 1995 knapp 500. Das studentische Milieu ist sehr offen und die ausländischen Studierenden werden schnell integriert. Von Jahr zu Jahr wächst die Zahl der Studenten in Lublin. Alle Hochschulen werden ausgebaut, werden auch moderner und bieten immer mehr Studienplätze.
Text von Jola Vogelberg