Kultur

in Lublin

Lublin - Kulturelles Zentrum der Region


Das reiche Kulturerbe des alten Lublins prägt die Gegenwart. Das Verlorengegangene und das Erhaltene beeinflussen heute mit ihrer Spezifik interessante kulturelle Maßnahmen und Projekte in Lublin. Das heutige kulturelle Leben Lublins pulsiert mit Musik und Theater.


Seit 50 Jahren gestaltet die Lubliner Philharmonie die Musikkultur der Stadt. Die Lubliner Philharmoniker wurden sehr herzlich in Konzertsälen in Italien, der Schweiz, Frankreich, Schweden, Spanien empfangen. In Lublin wurde der berühmte polnische Geigenspieler Henryk Wieniawski geboren. Aus diesem Anlaß finden hier viele Geigenwettbewerbe statt. Zu den wichtigsten gehören: der Nationale Serwaczynski Wettbewerb junger Gegenspieler und der Internationale Lipinski- und Wieniawski Wettbewerb Junger Geigenspieler. Die Philharmonie bietet darüber hinaus jährlich eine wichtige Herbstveranstaltung, "Musikalischer September" genannt, an der immer sehr viele Anhänger der klassischen Musik teilnehmen. Einen großen Beitrag zum Musikleben in Lublin leistet die Stiftung "Galerie in der Provinz" (Galeria na Prowincji). Sie organisiert Kammerkonzerte der berühmtesten Weltkomponisten, an den die besten polnischen und internationalen Künstler teilnehmen. Dank der Stiftung findet das Sommerfestival "Musik in Denkmälern" statt. Dessen Idee ist die Wiederentdeckung der Lubliner Sehenswürdigkeiten mit Hilfe der zu dem Stil und Epoche passenden Musik. Die Musikprogramme werden von Kunstausstellungen begleitet. Alle diesen Maßnahmen sind im Programm der Stiftung "Die Altstadt - Lublins Herz" enthalten. Das Lubliner Musiktheater steht auch zur Verfügung. Sein Repertoire besteht vor allem aus heiteren, unterhaltenden, klassischen Operetten. Seit einigen Jahren findet in Lublin das Ständige Gitarrenspielerfestival statt, an dem professionelle Spieler aus Polen und dem Ausland gerne teilnehmen. Ganz neu ist dagegen der Intenationale Wettbewerb der Trompetenspieler, zu dem Türmer aus ganz Europa kommen.


Die Tradition des Theaters in Lublin reicht ins 16. Jahrhundert zurück. Das heutige Osterwa-Theatergebäude entstand 1886. Es werden hier sowohl weltbekannte als auch klassische polnische Theaterstücke aufgeführt, deren Inhalt ganz unterschiedlich ist. Das Osterwa-Theater ist Veranstalter eines bekannten Theaterstücküberblicks, der jedes Jahr als "Lubliner Theaterfrühling" stattfindet. Zu dieser Zeit kommen nach Lublin die bekanntesten Regisseure und Schauspieler aus ganz Polen. Das Staatliche Hans Christian Andersen-Puppentheater bietet Stücke vor allem für die jüngsten Lubliner.


In Lublin bestehen auch zahlreiche Alternativtheatergruppen. Sie sind Beweis für einen spezifischen Charakter der Lubliner Kultur. Einen besonderen Platz nimmt die "Plastische Bühne" (Scena Plastyczna) der Katholischen Universität Lublin ein, die seit 26 Jahre besteht. Das Theater arbeitet vor allem mit Stimmungen, Licht und Rhythmus und verzichtet auf Wort und Handlung. Mit Hilfe der drei genannten Elemente wird die Wirklichkeit des Menschlichen Lebens geäußert.


Seit 1977 besteht das Zentrum der Theaterpraktika "Gardzienice". Seine Spezifik beruht auf einem besonderen mysteriösen Fest mit einer besonderen rhythmischen Konstruktion. Das Theaterensemble versucht alte Traditionen und Kulturen zu finden, indem es nach Südpolen, in die Ukraine und nach Lappland "Wanderungen" unternimmt. Zu anderen alternativen Theatergruppen gehört "Bühne 6" ("Scena 6") aufgrund ihrer Methode des Schaffens der Theaterstücke: Die Stücke entstehen während gruppenweise und individuell geführter Improvisationen. Weitere alternative Theatergruppen sind u.a. "Projekt", "Provisorium", "Vision und Bewegung".


Ein wichtiger Teil der Lubliner Kultur ist das Theater NN. Das Theater entstand 1990 und hat seinen Sitz im Grodzka-Tor (Brama Grodzka) in der Altstadt. In seiner Zielsetzung knüpft das Theater an die Symbolik des Tores an, das als symbolischer Treffpunkt verschiedener Nationen, Traditionen und Religionen gilt. Das Theater will durch seine Projekte Treffen von Künstlern aus ganz Europa ermöglichen, die zu dem gegenseitigen Dialog führen. Durch das Projekt "Treffen der Kulturen" haben Künstler aus Europa Möglichkeit, ihr Werk in Lublin zu präsentieren. Teilnehmer der Treffen waren u.a. Künstler aus Litauen, Rußland, der Ukraine, der Slowakei, Deutschland und Israel. Ein Bestandteil des Projekts sind auch zahlreiche Veranstaltungen über Juden im alten Lublin. Ziel des weiteren Projekts "Ort - Erinnerung - Anwesenheit" ist, ein Kulturangebot für Jugendliche zu schaffen bzw. zu ergänzen. Im Rahmen des Projekts wird eine Vierteljahreszeitschrift "Scriptores Scholarum" herausgegeben, an der sich Lehrer und Schüler beteiligen. Das Theater verfügt über seine eigenen Ausstellungsräume, in denen Künstler aus Ost- und Westeuropa ausstellen. Ein wichtiger Punkt sind dabei Photoausstellungen.


Weitere Projekte des Theaters NN sind Theateraufführungen, Vorträge, Seminare, Künstlerwerkstatt und Schulungen.


Das Lubliner Kulturbild ist von studentischer Kultur geprägt. Einen eigenen Teil bringt das Studentenzentrum "Chatka Zaka" (Scholarhütte) mit. In den Räumen sind verschiedene studentische Theatergruppen tätig, die auf diese Weise einerseits Studenten aktivieren und andererseits selbst zur Entwicklung der Kultur in Lublin beitragen. In dem Studentenzentrum finden auch zahlreiche Konzerte statt, zu denen bekannte Sänger eingeladen werden. Aber auch die Studenten selbst versuchen Künstler zu werden. Das Studentenzentrum "Chatka Zaka" veranstaltet deswegen eine ganze Reihe von Studentenfestivals. Dazu gehören u.a. das Festival der Wanderlieder und das Festival der Volksmusik. Auch für die studentische Öffentlichkeit werden jedes Jahr im Mai "Tage der Studentischen Kultur" veranstaltet. In "Chatka Zaka" findet auch das Allgemeine Polnische Studentenfestival der religiösen Lieder statt, das mit Hilfe der Katholischen Hochschulgemeinde zustande kommt.


Die Lubliner Bürger haben viele städtische Kulturhäuser zur Verfügung. Es bestehen mehrere Bibliotheken: eine große Wojwodschaftsbibliothek mit reichen Kulturgütern, eine französische Bibliothek "Alliance Francaise", eine Bibliothek "British Consulate", zwei Universitätsbibliotheken und ein Staatliches Archiv.


Text von Jola Vogelberg