Traurig haben wir die Nachricht vom Tode unseres Freundes und langjährigen Mitstreiters Theo Temme erhalten.
Seit seinem krankheitsbedingten Rückzug aus dem öffentlichen Leben 2009 war es um Theo Temme still geworden. Doch auch in den letzten Jahren verfolgte er vor allem Eine-Welt-Themen mit wachem Geiste und kritischem Blick.
Über viele Jahre hat Theo Temme die entwicklungspolitische Arbeit und die Eine-Welt-Szene Münsters mitgeprägt.
Beim Ökumenischen Zusammenschluss der christlichen Eine-Welt-Gruppen Münsters, dem ältesten entwicklungspolitischen Netzwerk in unserer Stadt, kurz ÖZ genannt, war er ein Mann der ersten Stunde.
Begonnen hatte es am 27. Mai 1986 mit einem noch rein katholischen Treffen von kirchlichen Sachausschüssen und Dritte-Welt-Initiativen, so hieß das damals, in der bischöflichen Fachstelle Mission - Entwicklung - Frieden.
Schon bald wurde klar, dieses Anliegen vertrug sich nicht mit konfessionellen Trennungen und Abgrenzungen. Ökumenisch musste der Ansatz sein und er wurde es auch rasch in der Eine-Welt-Arbeit. Ökumenisch wirkten wir schon lange vor dem manchmal sogar noch heute holperigen Zusammenwirken der Kirchen. Damals geschah dies nicht unbedingt zur Freude aller offiziellen Kirchenvertreter, von denen manche fälschlicherweise glaubten, doch eine konfessionell eingehegte Vormundschaft beanspruchen zu können.
1986 endete das erste Treffen mit der Vereinbarung, künftig gemeinsam öffentlich für die Armen und Benachteiligten auftreten zu wollen. Bereits für die Fastenaktion 1987 wurde eine Ausstellung unter dem Motto “Christen in Münster für die 3. Welt“ abgesprochen.
Gezeigt werden sollte sie in der Hauptstelle der Stadtsparkasse. Dort war man jedoch von der Idee einer Slumhütte neben den Kassenschaltern gar nicht begeistert. Gespräche mit Oberbürgermeister Jörg Twenhöven brachten eine andere Lösung, die Bürgerhalle des Rathauses. Und Tausende sahen die erste ÖZ-Ausstellung „Hungern nach Gerechtigkeit – Münster in der Einen Welt“ mit Slumhütte, Dokumenten zur Lage in Afrika, Lateinamerika und Asien sowie zur eigenen Arbeit mit einer ersten Weltkarte mit Münsters Süd-Kontakten.
Theo Temme war schon beim ersten Treffen dabei. Der gelernte Physiotherapeut war beruflich nicht automatisch für die Eine-Welt-Arbeit prädestiniert, aber Reiseerfahrungen und autodidaktische Fähigkeiten bei großer Empathie für die Benachteiligten der Welt brachten ihn auf die Schienen, auf denen er die Kraft eines Dampfrosses bewies. 23 Jahre war er Schwungrad des Ökumenischen Zusammenschlusses, dessen eigene Tatkraft durch Organisationstalent multipliziert wurde.
Einige Stationen seines Wirkens seien genannt:
In Verbindung mit den internationalen Entschuldungskampagnen für die ärmsten Länder errichteten Theo Temme und Mitstreiter eine Schuldenpyramide auf dem Domplatz, ein echter Hingucker, dazu eine Informationsausstellung im Paradies des Doms. 1989 wurden auch die Kirchen selbst Thema: „Werden die Kirchen ihrer Weltverantwortung gerecht?, Titel einer Veranstaltung, wurden sie nicht nur dort gefragt.
Ich erinnere mich gut an den wiederholten Ausruf von Weihbischof Friedrich Ostermann: „Oh, Theo Temme, da ist er wieder!“
Eine weitere Slumhütte, diesmal im Regierungspräsidium 1990, brachte den ÖZ und mit ihm Theo Temme in die Schlagzeilen, „Bretterbuden im RP“, titelte die Lokalzeitung.
Die Liste der Aktivitäten ließe sich noch lange weiterführen.
Dazu gehören sicher auch die Veranstaltungen, besonders das „Fest der Nationen“ mit über tausend Teilnehmern im Rahmen des Stadtjubiläums „1200 Jahre Münster“ 1993. Mehr als 50 extra eingeladene Gäste aus unseren internationalen Partnerschaften nahmen daran teil. Theo Temme zog dabei die Strippen.
Ähnlich war es, als der „weltweite Marsch gegen Kinderarbeit“ 1998 in Münster gastierte.
Auch abseits öffentlichen Wirkens setzte er sich für Benachteiligte und Diskriminierte, besonders für Flüchtlinge und Roma, ein.
Von 1986 bis 2009 war Theo Temme Mitglied des Koordinierungsteams, des ÖZ-Leitungsteams. Ab 1995 wirkte er für viele Jahre als dessen Sprecher.
In den Jahren 2002 bis 2004 vertrat er Eine-Welt-Interessen in der Stadtpolitik im Beirat für kommunale Entwicklungszusammenarbeit, für dessen Gründung 1995 er mit gestritten hatte.
Nicht unerwähnt bleiben darf die Kindergefängnishilfe Ecuador, eine spezialisierte Menschenrechts- und Hilfsorganisation, die er mit seiner Frau Elisabeth aufbaute.
2009 schrieb ihm Münsters damaliger Oberbürgermeister Berthold Tillmann in einem offenen Brief: Sie sind „für die Armen und Benachteiligten dieser Welt öffentlich eingetreten und haben sich für eine friedlichere und gerechte Welt eingesetzt. [...] Mit Ihrer mit großem persönlichen Engagement geleisteten Arbeit haben Sie maßgeblich dazu beigetragen, die Vielzahl der kirchlichen Eine-Welt-Initiativen in Münster zu vernetzen.“
Pfarrer Martin Mustroph charakterisierte ihn 2011 in einer Festrede zum 25-jährigen ÖZ-Jubiläum anerkennend so: „Theo Temme: ein Mann, den man nicht so schnell vergisst, egal ob man mit ihm oder gegen ihn gearbeitet hat, durchsetzungsstark und durchsetzungswillig, einfühlsam und hilfsbereit gegenüber Schwächeren, ruppig und respektlos gegenüber Stärkeren und vermeintlichen Autoritäten. Letztere weckten die ihm innewohnende Streitlust – der Kämpfer des ÖZ.“
So werden wir ihn in ehrender Erinnerung behalten.
Theo starb nach langer Krankheit 81-jährig am 7. Juli 2017 in Münster.
Wir trauern mit seiner Frau Elisabeth, allen Angehörigen und Freunden.
Er erblickte am 14. April 1924 in Chiu Chow in China das Licht der Welt. Viele Jahre wirkte er als engagierter Missionar in Südafrika. Dort hat er aus eigener Erfahrung die Nöte und Probleme der Menschen kennen gelernt. Diese Erfahrung hat ihn zu einem starken Mitstreiter für eine bessere gerechtere Welt gemacht. Er war ein langjähriges Mitglied im Koordinierungsteam des Ökumenischen Zusammenschluss christlicher
Eine-Welt-Gruppen Münsters. Wir erinnern uns besonders an seinen Einsatz für die Kampagne "Erlassjahr 2000". Er war ein sehr liebenswerter Mensch, dessen Art von allen geschätzt wurde. Gotthilf Wahl starb am 19. Juni 2009 nach kurzer, schwerer Krankheit im gesegneten Alter von 85 Jahren.
Wir werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.
Völlig unerwartet verstarb letzten Donnerstag Klaus-Dieter Mai, der im Großraum Münster vor allem durch seine ehrenamtliche Eine-Welt-Arbeit bekannt wurde. Der 1950 im hessischen Nentershausen geborene Klaus-Dieter
Mai war von Beruf technischer Zeichner. Weit über seinen beruflichen Horizont hinaus zeigte er sich vor allem in den letzten zehn Jahren seines Wirkens im Münsterland als ein hochgebildeter und engagierter Streiter für
mehr Gerechtigkeit im eigenen Umfeld wie in globalen Fragen. Einen Namen machte er sich vor allem durch sein langes und beharrliches Engagement in der Kirchengemeinde Jakobus / Thomas, im fairen Handel, in der
Vernetzungsarbeit des Eine-Welt-Forums Münster sowie im städtischen Prozess Lokaler Agenda 21. Leitende Verantwortung trug er bis zuletzt auch im Koordinierungsteam des Ökumenischen Zusammenschlusses der christlichen
Eine-Welt-Gruppen Münsters und als Vertreter der überregionalen Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Eine Welt. Klaus-Dieter Mai legte größten Wert auf die Nachhaltigkeit der zahlreichen internationalen Projekte, die
er begleitete. Wenn es etwa um internationale Kontakte ging, wieder einmal eine Delegation aus den Philippinen oder Ruanda zu betreuen war, stand er als eine Art „Seele der Partnerschaft“ immer wieder im Zentrum der
Begegnungen. Dies zeigte sich auch immer wieder in Anschluss an die offiziellen Anlässe, wenn er mit dem ihm eigenen feinen Humor auch große Runden zu faszinieren verstand. Dabei drängte er sich nie in den
Mittelpunkt, den er tatsächlich oft einnahm. Neben eigenen Vortragsabenden und stets zuverlässiger Koordinierungsarbeit verbrachte er manch lange Abende, gar Nächte zur Ausarbeitung von Eine-Welt-Ausstellungen.
Klaus-Dieter, du wirst uns fehlen.
Die Eine-Welt-Bewegung Münsters wird Klaus-Dieter Mai in ehrendem Gedächtnis behalten.
Am Freitag, 12. Juni findet um 15.00 Uhr in der Evangelischen Jakobuskirche
(Bonhoefferstr) eine Trauerfeier statt.
Zu diesen Menschen zählt Theo Temme. Er hat viele Jahre die Eine-Welt-Arbeit in Münster aktiv mitgestaltet. Auf der Vollversammlung des "Ökumenischen Zusammenschlusses christlicher Eine-Welt-Gruppen Münsters" (ÖZ) am 26.02.2009, wurde er verabschiedet und für seine langjährige Tätigkeit als Sprecher des ÖZ durch seinen Nachfolger Josef Kückmann geehrt, der auch folgenden Brief des Oberbürgermeisters Berthold Tillmann vorlas.
Mit Datum vom 19. Februar 2009 schreibt der Oberbürgermeister der Stadt Münster:
Sehr geehrter Herr Temme,
Nach 23 Jahren Mitgliedschaft im Ökumenischen Zusammenschluss christlicher Eine-/Dritte-Welt-Gruppen der Stadt Münster werden Sie nun Ihre ehrenamtliche Arbeit in der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit einstellen. Fast 15 Jahre haben Sie als Sprecher der kirchlichen Eine-Welt-Initiativen in Münster fungiert, sind für die Armen und Benachteiligten dieser Welt öffentlich eingetreten und haben sich für eine friedlichere und gerechtere Welt eingesetzt. In den Jahren 2002 bis 2004 haben Sie sich außerdem als Mitglied im Beirat für kommunale Entwicklungszusammenarbeit der Stadt Münster engagiert.
Als Gründungsmitglied des "ÖZ" im Jahr 1986 waren Sie während der gesamten Zeit an vielen Aktionen und Projekten beteiligt und haben die Münsteraner Bevölkerung über die Probleme der so genannten "Dritte-Welt-Länder" informiert. Besonders hinweisen möchte ich auf die ersten Aktionen des neu gegründeten Zusammenschlusses in der Bürgerhalle des Rathauses im Jahr 1987 zum Thema "Hungern nach Gerechtigkeit - Münster in der Einen Welt", an der sich erstmalig alle kirchlichen Eine-Welt-Initiativen beteiligt haben. Es folgte eine Vielzahl von Ausstellungen und Aktionen, mit denen Sie auf die mangelnde Gerechtigkeit in dieser Welt aufmerksam gemacht haben.
Mit Ihrer mit großem persönlichen Engagement geleisteten Arbeit haben Sie maßgeblich dazu beigetragen, die Vielzahl der kirchlichen Eine-Welt-Initiativen in Münster zu vernetzen. Sie haben den Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen den Gruppen gefördert und die Münsteraner Öffentlichkeit auf die Eine-Welt-Thematik aufmerksam gemacht.
Dafür möchte ich Ihnen meinen ganz besonderen Dank aussprechen und Ihnen für die Zukunft alles Gute wünschen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Berthold Tillmann