19. November 2009
Verurteilt
NPD: Gebrüder Pohl müssen
Bußgeld zahlen
Rheine – Am 1. Mai 2008 störten die Gebrüder Pohl
(Markus und Matthias; Mitglieder des NPD-Landesvorstands) und
Dennis Dormuth (Kreisvorsitzender Münster der NPD) mit Gebrüll
("Arbeiterverräter – DGB") und Transparenten die
1. Mai-Kundgebung des DGB im Stadtparkrestaurant in
Rheine. Im Internet hatten sie sich damit auch noch gebrüstet.
Nun sind die beiden Brüder in einem Ordnungswidrigkeitenverfahren vor dem Amtsgericht Rheine zu einem
Bußgeld von jeweils 200,00 Euro verurteilt worden. Sie hatten
gegen einen Strafbefehl in Höhe von 223,50 Euro Widerspruch
eingelegt. Das Gericht urteilte: Die beiden NPD-Funktionäre
haben am 1. Mai 2008 eine Veranstaltung des DGB in Rheine
"gröblich [ge]stört[t]" und seien dem Ausschluss des
Versammlungsleiters nicht gefolgt.
"Ihnen ging es nicht um eine sachliche
Auseinandersetzung, sondern um eine Provokation der
Anwesenden", so Richter Terhalle in seiner Begründung.
Verteidiger Lober hatte auf Freispruch plädiert und einem
Zeugen, dem ehemaligen DGB-Vorsitzenden Bernhard Tenhoven, dem
damaligen Versammlungsleiter, "Belastungstendenzen"
unterstellt. Dem konnte das Gericht nicht folgen. Ebenso sei es
unerheblich, wie oft die Neonazis zum Verlassen der Versammlung
aufgefordert seien. Es zähle einzig, dass sie sich nicht
unmittelbar entfernt hätten.
Als Beleg diente auch ein Video sowie ein Bericht von der
NPD-Website. Dort hatte einer der Brüder die Demonstration der
Nationaldemokraten gegen die Arbeiterverräter propagiert und
ihre Handlungsweise als „kreativen Prozess von zwei Aktivisten“
bezeichnet, die nur mit „Einsatz von körperlicher Gewalt der
roten Socken“ aus dem Saal entfernt werden konnten. Vor Gericht
behaupteten die Brüder, sie hätten nur mit dem DGB diskutieren
wollen. Vorherige Absprache habe es nicht gegeben.
Rechtsanwalt Lober bezeichnete den Bericht als aufgebauscht:
"Es ist hier wie bei der Bild-Zeitung, plakative
Schlagzeilen."
Das Verfahren gegen Dennis Dormuth, seines Zeichens
Vorsitzender des NPD-Kreisverbands Münster, wurde dagegen aus
Mangel an Beweisen eingestellt.
Nachdem die Pohl-Brüder aus der Versammlung expediert worden
waren, hatten sich weitere Mitglieder und Funktionäre der NPD
unter die Gewerkschafter gemischt und die Rede der Bürgermeisterin
Angelika Kordfelder gestört. Einer von ihnen war Dennis Dormut,
der erst nach einigem Zögern den Saal verließ. Es sei ihm aber
aufgrund der räumlichen Enge nicht möglich gewesen, den Saal
schneller zu verlassen, befand das Gericht aus Mangel an Beweisen
des Gegenteils.
Ein Portrait der Pohl-Brüder des antifaschistischen
Netzwerkes Münsterland / Osnabrücker Land findet sich hier:
http://www.antifa-netzwerk.de/2008/09/04/kader-unter-der-lupe-markus-und-matthias-pohl
Danke an das Bündnis
Münster gegen Nazis für freundliche Genehmigung der
Wiedergabe des Artikels.
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