26. August 2010
Zwinger erhalten
Gedenken in die richtige
Richtung lenken
Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist
unsere Losung.
Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der
Freiheit ist unser Ziel.
(aus dem Schwur von Buchenwald)
Der
Zwinger hat eine wechselvolle Geschichte, die eng mit der Geschichte
der Stadt Münster verbunden ist. Im dunkelsten Kapitel Münsteraner
Geschichte war er Inhaftierungs- und Hinrichtungsstätte der
Gestapo. „Im Rahmen der ‚Skulptur Projekte in Münster 1987’
installierte die bekannte Künstlerin Rebecca Horn im Inneren ‚Das
gegenläufige Konzert’. Nach der Restaurierung des Zwingers und
der Überarbeitung des Kunstwerks wurde die Ruine 1997 zu einem
Mahnmal für die Opfer der Gewalt“, so das Stadtmuseum über den
Zwinger. (http://www.muenster.de/stadt/museum/zwinger.html)
„Damit begründet die Stadt Münster selbst, warum dieses
Mahnmal und Kunstwerk erhaltenswert ist und bleibt“, so Jan Große
Nobis von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der
Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN/BdA Münster). „Es ist
schon erstaunlich, dass damals die Öffnung des Zwingers durch
Rebecca Horn, eine der führenden Performance-Künstlerinnen. erst
erzwungen werden musste. Das ist einer sich als weltoffen
gerierenden Stadt schon unwürdig!“
Die geplanten Einsparungsmaßnahmen befürworten nun eine
Schließung und Verfall des Zwingers. „Das steht dem diametral
entgegen!“, so Große Nobis weiter. „Das beeindruckende von
Rebecca Horn installierte Kunstwerk mit insgesamt 42 Metallhämmern
an den Wänden des Zwingers, die regelmäßig ein tickendes
Geräusch auslösen und zusammen mit aufgestellten ewigen Lichtern
schafft eine so beklemmende Atmosphäre, die ein würdiges Gedenken
an die Opfer des Nationalsozialismus in Münster erst ermöglicht.“
Viele Initiativen nutzen den Zwinger regelmäßig, um dieser
Opfer zu gedenken. „So begeht dort der DGB Münster den
Anti-Kriegstag am 1. September, die Rosa Geschichten gedenken der
homosexuellen Opfer des Nazi-Faschismus und wir, die VVN/BdA
Münster, begehen in einem breiten Bündnis die Befreiung von Krieg
und Faschismus regelmäßig am 8. Mai“, so Große Nobis weiter.
„Diesen Gedenkveranstaltungen darf nicht der würdige Rahmen
genommen werden!“
„Es gibt etliche Denkmäler in Münster, die der
Kriegsverherrlichung dienen. Da sollte gespart werden“, so die
VVN/BdA Münster weiter.
„Nur zwei der vielen Beispiele: Am Ludgerikreisel wird der
Heldentaten ‚für Kaiser und Reich’ gedacht. Gemeint sind damit
die Beteiligten am Völkermord an den Herero 1905/06 in ‚Deutsch-Südwest’.
Und: An der Promenade (Höhe Aasee) werden der toten Soldaten beider
Weltkriege gedacht: ‚Ehre den Toten beider Weltkriege’ und ‚Treue
um Treue’ ist auf dem ‚Denkmal des Infanterie-Regiments Herwardt
von Bittenfeld’ zu lesen – ähnlich dem Motto der SS: ‚Meine
Ehre heißt Treue’.“
|