Gestern haben wir Besuch bekommen. Eine ältere Dame im Rollstuhl mit ihrer Tochter wollte unbedingt die Overbergschule anschauen.
Warum? – Mit ihrem Mann hatte sie selbst hier 18 Jahre lang, bis 1993, gearbeitet, ihr Mann als Hausmeister von 1975 bis 1993, sie als Reinigungskraft für die Personalräume. 1993 – das ist doch noch gar nicht sooo lange her, oder! – Doch! – Dass, was die beiden uns erzählt haben, ist wie aus einer ganz anderen Zeit! –
Nun ist die Dame 90 Jahre alt und blickt zurück. Bis zu ihrem 67. Lebensjahr war sie an der Overbergschule. Damals wurde die Schule noch mit Kohle beliefert, die ihr Mann, der Hausmeister, früh am Morgen mit einer Schubkarre aus dem großen Kohlenkeller der Schule zum großen Heizungsofen transportierte und mit einer Schaufel in die Ofenöffnungen schaufeln musste, schwere körperliche Arbeit! –
Nachmittags war es stiller an der Schule, denn die Overbergschule hatte damals noch keine Betreuungsräume, alle Räume waren Unterrichtsräume für den Vormittag. –
Die Tochter erzählte, dass sie als evangelisches Kind nicht an der katholischen Overbergschule unterrichtet werden durfte, sondern die evangelische Bodelschwinghschule besuchen musste. Als „Papa“-Kind hat sie ihren Vater, den Hausmeister, überall in der Schule begleitet. Die Tochter wusste noch, wo der Werkraum ihres Vaters war, wie das Hausmeister-Büro damals aussah, wo ihr Vater Milch und Kakao verteilt hat, dass ihr Vater alle Fahrräder der Kinder repariert hat. Sie konnte als Kind im Schulhaus Verstecken spielen, Familienfeiern konnte sie im großen Teamzimmer der Schule feiern.
Ihr Vater, der Hausmeister, ist nur wenige Jahre nach seiner Arbeit an der Schule gestorben, viel zu früh. Er wäre mit seiner Frau und seiner Tochter bestimmt auch noch einmal gerne in seine alte Schule gekommen. So hat er uns vielleicht von irgendwo zugeschaut. – Nachtrag im Januar 2022: Wie wir im Dezember 2021 erfahren haben, ist nun auch die Dame mit 90 Jahren gestorben. Wie schön, dass sie mit ihrer Tochter auch unsere Schule noch einmal besucht hat!
Sehr schön geschrieben. Das ist ja schön, dass wir in so einer geschichtsbehafteten Schule Leben und es auch noch Zeitzeugen gibt, die uns von einer anderen Zeit erzählen können.