Die Reisekoffer quillen über. Doch die Reisende hat reichlich monoton gepackt: Nichts als Plastikhüllen von Taschentüchern sind zu sehen. „Ich habe so viel geweint“ hat Künstlerin Bianca Wickinghoff ihre Arbeit genannt. Sie ist Teil der Ausstellung „Zero Waste Art“, die noch bis zum im 23. Februar im Hauptbahnhof Münster zu sehen ist. Die Ausstellung zeigt Kunst, die aus Müll entstanden ist oder sich mit dem Thema Müll befasst. Organisiert hat sie federführend „Mein Einkaufsbahnhof“.
Montag wurde die Ausstellung, die Fotos der Arbeiten von sieben Künstlern auf Schautafeln zeigt, eröffnet. Auch wir waren dabei. Jurrien, unser Vorsitzender, stellte die 5-R-Regel von Bea Johnson vor, die quasi die Grundlage des Zero-Waste-Lebensstils bilden: Refuse (ablehnen), reduce (reduzieren), reuse (wiederverwenden), recycle (is klar) und rot (verrotten, kompostieren). „Wenn man diesen Weg durchlaufen hat, dann ist man schon ziemlich weit auf dem Weg in das Zero-Waste-Leben“, sagte Jurrien. Denn Zero Waste bedeute nicht nur Plastikmüll vermeiden, sondern überhaupt Konsum zu hinterfragen, mögliche Käufe oder auch Werbegeschenke abzulehnen (refuse) und zu überlegen: Wie viel ist für mich genug? (reduce) Es gehe darum, überhaupt erst einmal anzufangen. „Abfall ist eine Gewohnheit geworden.“ Er wies darauf hin, dass Zero Waste Münster e.V. gern auch Händler und Gewerbetreibende berät.
Außerdem berichtete Tobias Frohhoff-Hülsmann von Greenpeace Münster über die Tiefsee und forderte internationale Schutzvereinbarungen für die Ozeane. „Die Menschheit kann nur fortbestehen, wenn der Ozean in seiner Artenvielfalt fortbesteht“, betonte er und wies auf Petitionen hin, die Interessierte derzeit unterzeichnen können, um die deutschen Vertreter aufzufordern, sich bei einer anstehenden UN-Konferenz für den Schutz der Tiefsee einzusetzen.
Anja Minhorst, Gründerin und Inhaberin von „Natürlich unverpackt“, erklärte, wie so ein Einkauf in einem Unverpacktladen eigentlich abläuft: Statt Einwegverpackungen mitzukaufen und zu Hause wegzuwerfen, bringt man seine Verpackungen, die man ohnehin schon hat, einfach mit. Allein mit ihrem Geschäft an der Warendorfer Straße spare sie fünf Tonnen Plastikverpackungen pro Jahr. Die Waren kämen teilweise in Mehrwegverpackungen, ansonsten in Großgebinden, die zum allergrößten Teil aus Papier bestünden.
Die Ausstellung tourt durch verschiedene Bahnhöfe in Deutschland. An jeder Station ist zusätzlich ein lokaler Künstler dabei – in Münster Waltraud Kleinsteinberg. Sie hat mit einer Glitzer-Schneekugel gearbeitet: „Die sehen schön aus, sind aber potenzieller Müll“, erklärte sie. So schnell gingen die Kugeln kaputt. Die Kugel hat sie mit ihrem eigenen Plastikmüll gefüllt.
Nähere Infos zur Wanderausstellung gibt es unter zerowasteart.de