Müll ist richtig doof. Vor allem dort, wo er nicht hingehört: in der Umwelt und auf der Straße. Während so genannter Clean-Ups wird öffentlich aufgeräumt auf Straßen, in Wäldern oder an ganzen Flüssen. Warum Müll aufheben auch dem Ziel der Müllvermeidung beiträgt, welche Initiativen es gibt und wo mitgemacht werden kann, erfährst Du in diesem Beitrag.
Der Schnürsenkel ist offen, die Schlüssel runtergefallen und gleich daneben segelt sanft das Handy auf den Boden. Es gibt viele Gründe, sich zu bücken, Müll ist einer davon. Auch oder gerade wenn es nicht der eigene ist, verändert es die Perspektive sich dem zu nähern, was überall liegt. Hat man Müll im öffentlichen Raum einmal entdeckt, ist er nicht mehr zu übersehen: wo Menschen leben, liegt Müll. Seit gut einem Jahr hebe ich bewusst das auf, was mir über den Weg kommt und meist sind es die Überreste der Artikel, die auf dem Weg zur Arbeit oder Schule schnell verputzt werden. Warum liegen Trinkpäckchen, Zigaretten oder Riegel auf dem Boden?
Schnell noch einen Durstlöscher auf dem Weg oder die letzte Kippe vor der Bahnfahrt
Mangelnde Zeit, fehlende Mülleimer oder die Einstellung, genauer das Bewusstsein. Es ist egal, wohin mit dem Müll, jemand wird ihn beseitigen. Klar, es gehört zum Auftrag der städtischen Müllabfuhr, den Straßenkehricht zu beseitigen. Besonders in Münster liegt ein Fokus auf saubere Straßen. Das ist teuer, aufwendig und überflüssig. Das Szenario ist wie folgt: Gekauft wird ein Schokoriegel samt zugehörigem Plastik, bezahlt wird dann zusätzlich dafür, dass die Verpackung in der Umwelt landet und aufgehoben wird. Es wird Zeit, dass wir uns bewusst werden, wie klein der Aufwand ist, seinen Müll wegzuräumen und darüber hinaus den Effekt kennen lernen, den Müll anderer aufzuheben. @einmal.ohne.bitte macht erfolgreich darauf aufmerksam, dass beim Kauf auch die Verpackung bezahlt wird und daher weggelassen werden kann und soll.
Auf Spurensuche im Viertel:
Wo liegt was?
Aber es wird noch mit Verpackung gekauft und gegessen. Auf Spurensuche im Hansaviertel finde ich beispielsweise mit großer Gewissheit Zigaretten vorm Berufskolleg, Trinkpäckchen an den Bushaltestellen und leere Brötchentüten vorm Supermarkt. Dabei braucht es nicht viele Menschen, die ihre Reste fallen lassen. Das Problem im Hansaviertel wird von den BürgerInnen angepackt und durch das Hansa-Forum als Projekt gefördert: Gemeinsam das Viertel sauber halten. Problematisch sind eben diese Dinge, die liegen bleiben. Denn falls Müllabfuhr und aufmerksame Nachbarn den Müll nicht aufheben, holt sich die Natur zuverlässig die Reste. So beispielsweise die leer gerauchte Zigarette vorm Berufskolleg, die rund 40 Liter Grundwasser verseucht. Bücken lohnt sich.
Der Zwiespalt: Wenn ich diesen Kippenstummel aufhebe, muss ich dann auch alle weiteren Stummel aufheben?
Wäre das der Fall, würden wir lange Spaziergänge unternehmen und die Umwelt würde müllfrei sein. Aufheben ist praktischer Umweltschutz und immer eine gute Option, aber kein Vollzeitjob. Der Instagram-Kanal @nurdreidinge hat für dieses Problem eine leichte Antwort gefunden. Denn es muss nicht die gesamte Straße von Unrat befreit sein; jeden Tag drei Dinge aufzuheben ist ein guter Anfang. Ganz ähnlich ist die Idee hinter @bochumbolzt, wo #einehandvollmuell ein erster Schritt für regionalen Umweltschutz bildet. In den Pausen des gemeinsamen Fußballspielens mit Kindern, wird die Umgebung des Platzes vom Müll befreit. Neben Einzel-AktivistInnen und Initiativen hat @rehabrepublic gleich eine ganze #einfachmalaufheben-Woche ins Leben gerufen. Da gemeinsames Sammeln gerade Corona-bedingt nicht funktioniert, hat die Münchener Initiative die wunderbare Lösung gefunden, mit Handschuhen und Beuteln los zu ziehen und dies unter dem Hashtag #einfachmalaufheben zu posten. Da unsere eigenen Clean-Ups derzeit ausfallen müssen, beteiligen auch wir uns an der wunderbaren Aktion und posten online unsere Sammelerfolge.
Ist Abfall aufheben Abfall vermeiden?
Nicht ganz, denn der achtlos weggeworfene Müll in der Umwelt ist bereits entstanden. Ich kann ihn durchs Aufheben nicht vermeiden, aber sichtbar machen. Bewusst nehme ich wahr: Was liegt da wo und von wem könnte es kommen? Warum sieht niemand diese Gegenstände oder warum bückt sich niemand anderes. Es sorgt für Irritation, wenn ich etwas öffentlich aufhebe, und meistens ist es ansteckend. Wenn ich mit meiner Mutter oder Tante spazieren gehe, heben wir mittlerweile zusammen Müll auf, wir können nicht mehr ohne. Es hat meine Perspektive erweitert; ich zolle meiner Umwelt durch das Saubermachen Respekt. Auch wenn es darin liegt, eine Hand voll Müll in den nächsten Mülleimer zu schmeißen, diese Gegenstände richten jetzt etwas weniger Schaden an. Es geht nur gemeinsam. Was hebst Du als nächstes auf?
Die erwähnten und weitere Initiativen rund ums Müllsammeln
- nurdreidinge
- bochumbolzt
- rehabrepublic
- cleanriverprojekt
- rhinecleanup
- cleanupnetwork
- oclean in Hamburg
- einmal.ohne.bitte
- hansaforum unterstützt BürgerInnenprojekte
- cleanupgermany
- Dies ist keine abschließende Liste aber eine kleine Inspiration, gemeinsam Müll aufzuheben, wenn auch nur digital. Los geht es!