Julia Larionova ist die neue Vorsitzende beim Verein Zero Waste Münster. Auf der Mitgliederversammlung am Sonntag im Umwelthaus stimmten die Mitglieder einstimmig für die Vereins-Mitgründerin. Larionova tauscht damit die Ämter mit Jurrien van der Werff, der künftig als Schatzmeister fungiert. Nathalie Discher bleibt Schriftführerin, Nicole Fenneker komplettiert den Vorstand als Beisitzerin.
Außerdem beschlossen die Mitglieder, dass der Verein sich künftig in drei Arbeitskreisen strukturiert: Planung, Kreativität und Kommunikation. Zu „Planung“ gehört dabei unter anderem die Bearbeitung von Anfragen, die Organisation der Vereinstreffen und die Website. „Kreativität“ kümmert sich unter anderem um Workshops, Upcycling und kreative Arbeit etwa rund um die Infostände. Der Kreis „Kommunikation“ widmet sich der Öffentlichkeitsarbeit, unter anderem den Social-Media-Auftritten, Vorträgen und Workshops, aber auch der politischen Arbeit. In den Kreisen können gern auch Interessierte mitarbeiten, die nicht Vereinsmitglied sind – auch nur für ein bestimmtes Projekt, etwa einen Kreativ-Workshop, eine Müllsammelaktion oder eine zeitweilige Betreuung der Social-Media-Auftritte.
Wegen der Corona-Krise fand die Versammlung erst jetzt statt. Dennoch blickten die Mitglieder auf das Jahr 2019 zurück – das erste Jahr, in dem der 2018 gegründete Verein richtig aktiv war: Die Aktiven nahmen mit Infoständen an zahlreichen Veranstaltungen wie dem Tag der Nachhaltigkeit, dem MexLab und dem FHairstival teil, hielten Vorträge und vernetzten sich mit anderen Gruppen. Ein Highlight war der „Zero Waste Mai“ mit vielen Workshops, Vorträgen und Einblicken.
Auch im Jahr 2020 haben die Mitglieder schon Vorträge gehalten, Artikel für den Blog auf der Website geschrieben und waren mit ihrem Infostand bei Veranstaltungen. Vernetzung spielt außerdem weiterhin eine große Rolle: So war der Verein beteiligt am Einsatz von münsterschen Umweltgruppen für eine die Aufforderung an Kommunalpolitik und Stadtverwaltung, das Ziel „Klimaneutralität 2030“ mit Inhalt zu füllen. Der Rat hat den entsprechenden Antrag angenommen. Auch zu „Zero Waste Germany“, dem künftigen Dachverband der Zero-Waste-Vereine und -Gruppen, hält der heimische Verein Kontakt. Jurrien van der Werff, der schon bislang an den (virtuellen) Treffen teilgenommen hatte, wurde auf der Versammlung als Kontaktperson bestimmt.
In den nächsten Monaten möchten die Vereinsmitglieder ihre politische und Bildungsarbeit fortsetzen. Wer Interesse am Verein hat, kann sich gern via E-Mail sowie über Instagram oder Facebook melden. Auch eine Fördermitgliedschaft ohne aktives Engagement ist selbstverständlich möglich.
Die Regionalgruppe Münsterland Gemeinwohl-Ökonomie
Am 24. Juni dieses Jahres setzten Münsters Kommunalpolitiker einen Meilenstein. Weitgehend unbemerkt von der weiten Öffentlichkeit könnte dieser Tag der Anfang eines Wandels gewesen sein – des Wandels der Stadt hin zu einem anderen Wirtschaftssystem: der Gemeinwohl-Ökonomie. Denn an diesem Tag beauftragte der Haupt- und Finanzausschuss die Verwaltung, diese andere Art zu wirtschaften auf städtischer Ebene voranzubringen. Ein städtisches Unternehmen soll die Kriterien der Gemeinwohl-Ökonomie für sich analysieren, außerdem soll sich die Stadt generell mit diesen Kriterien befassen.
„Das war ein großer politischer Erfolg“, sagt Tobias Daur. Er ist einer von zwei Koordinatoren der Regionalgruppe Münsterland Gemeinwohl-Ökonomie, die seit 2017 besteht. Vor dem Beschluss sprach er mit mehreren Politikern, erklärte ihnen die Ziele der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ): Kooperation statt Konkurrenz, eine Art des Wirtschaftens, die nicht nach Profit als Selbstzweck strebt, sondern nach dem größtmöglichen Gemeinwohl. Eine neue Idee, weder Kapitalismus noch Kommunismus.
Daur ist selbst Unternehmer, betreibt mit seiner Firma „Lands“ grünes Webhosting und berät grüne Firmen zu Design, Kommunikation und Gemeinwohl-Ökonomie. 2012 erlebte er Christian Felber, den Erfinder des GWÖ-Prinzips, auf der Messe „Karmakonsum“. Und war begeistert: „Ich dachte: Endlich macht jemand das systematisch, was du irgendwie immer schon gemacht hast“, erinnert er sich.
2014 war er an der Gründung von „Münster nachhaltig“ beteiligt. Anschließend nahm er mit Petra Teitscheid, Professorin an der FH Münster, die Sache mit der Gemeinwohl-Ökonomie in Angriff. Wie könnte man sie bekannter machen und in Münster vorantreiben? Den beiden war klar: Es müssen Pionierunternehmen her, die sich bilanzieren lassen. Denn die Gemeinwohl-Bilanz, die die Finanzbilanz der Unternehmen ablöst, ist das Herzstück der GWÖ. Teitscheid organisierte ein Seminar an der FH, und Studierende legten 2016 damit los, die ersten Unternehmen zu bilanzieren.
Dabei zogen sie die GWÖ-Matrix zu Rate. Wie verhält sich das Unternehmen gegenüber Mitarbeitenden, Kunden, der Standortgemeinde? Wie ist es um die Menschenwürde etwa in der Lieferkette bestellt? Wie um die ökologische Nachhaltigkeit und wie um Transparenz und Miteinscheidung? Zahlreiche Fragen wie diese, detaillierter aufgedröselt, werden für die Bilanzierung berücksichtigt. Sieben Unternehmen machten mit, „ von sehr öko bis konventionell“, wie Daur sagt. 2017 erhielten die Firmen ihre Zertifikate, und einige Aktive gründeten die Regionalgruppe. Derzeit sind etwa 40 Menschen in der Regionalgruppe aktiv. Einige sind wie Daur Unternehmer, andere am Thema Interessierte Privatleute.
Die Aktiven möchten nun zum einen das Konzept bekannter machen, etwa durch Stände auf Messen und durch Workshops, die Daur anbietet. Zum anderen ist da die politische Arbeit, die zum ersten großen Erfolg mit dem Beschluss vom Juni geführt hat. Den hatten CDU und Grüne gemeinsam eingebracht. „“Die GWÖ ist kein linkes Projekt“, betont Daur. Und: „Wir möchten die Zahl der Unternehmen vergrößern, die mitmachen.“ Inzwischen wurden über die Regionalgruppe insgesamt 13 Unternehmen zertifiziert; weitere in der Region haben es über andere Anbieter in Angriff genommen. Zu diesen Pionierunternehmen gehören die Cibaria-Vollkornbäckerei, das Kulturquartier, die Ray Group (Gebäudereinigung und -management) und der Raumausstatter Hegemann aus Bösensell. Warum sollte sich eine Firma zertifizieren lassen? „Das wirkt unwesentlich nach außen, aber wesentlich nach innen“, sagt Daur. Also: Der Werbeeffekt ist derzeit seiner Meinung nach noch gering. Aber: „Intern wird der Anspruch deutlich, etwas Sinnvolles zu tun.“ Und das wünschen sich doch die meisten Angestellten – dass ihre Arbeit sinnvoll ist. So werde das Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen.
Wohin soll das führen? Letztendlich: „Die Unternehmen und der Staat sollen so verändert werden, dass sie enkeltauglich und zukunftsfähig werden“, sagt Daur. Die Wirtschaftsweise in den Ländern des globalen Nordens müsse so umgestellt werden, dass sie GWÖ-kompatibel werde. „Das bedeutet Postwachstum, Regionalisierung und eine Umstellung des Konsums“, zählt Daur auf. „Die Politik muss die Regeln so verändern, dass es sich nicht mehr lohnt, ein böses Unternehmen zu sein.“ Ein Wirtschaften nach den GWÖ-Prinzipien müsse belohnt, ein gegenteiliges sanktioniert werden. Firmen sollten künftig nach dem Stakeholder-Prinzip arbeiten: also zum Wohle aller, die irgendwie mit dem Unternehmen verbunden sind – und nicht nur der Besitzer, der Shareholder. „Die EU ist da erheblich weiter als Deutschland“, berichtet Daur. Und sie sei global ein so großer Player, dass sie internationale Verträge im Sinne der GWÖ umgestalten könne. Die Regionalgruppe arbeitet daran, dass es auch im Münsterland vorangeht.
Hintergrund:
Grundlage der Gemeinwohl-Ökonomie ist Christian Felbers gleichnamiges Buch von 2010. Generell geht es um ein Wirtschaftssystem, das so aufgebaut ist, dass Unternehmen begünstigt werden, wenn sie gemeinwohlorientiert arbeiten. Ob sie das tun, wird durch die Gemeinwohl-Bilanz festgestellt. Sie soll in der GWÖ die Finanzbilanz als bisherige Hauptbilanz ablösen. Die Unternehmen, die am besten abschneiden, sollen dann etwa bei öffentlichen Aufträgen, bei Steuern oder Zöllen bevorzugt werden. Ziel und Zweck der unternehmerischen Tätigkeit ist in der GWÖ die Verbesserung des Gemeinwohls, nicht das Streben nach Gewinn wie im aktuellen Wirtschaftssystem. Zum Gemeinwohl gehören Werte wie Menschenrechte, Demokratie, ökologische Nachhaltigkeit und Transparenz.
Felbers Buch kann in der Stadtbücherei Münster ausgeliehen werden.
Die Reisekoffer quillen über. Doch die Reisende hat reichlich monoton gepackt: Nichts als Plastikhüllen von Taschentüchern sind zu sehen. „Ich habe so viel geweint“ hat Künstlerin Bianca Wickinghoff ihre Arbeit genannt. Sie ist Teil der Ausstellung „Zero Waste Art“, die noch bis zum im 23. Februar im Hauptbahnhof Münster zu sehen ist. Die Ausstellung zeigt Kunst, die aus Müll entstanden ist oder sich mit dem Thema Müll befasst. Organisiert hat sie federführend „Mein Einkaufsbahnhof“.
“ich habe so viel geweint” von Bianca Wockimghoff
“Darf ich dir mal ans Bein pinklen?” von Jens Mohr
Pandora’s Cube von Claudia Lüke
Impulsevortrag von Jurrien van der Werff
Referenten von zerowasteart
Montag wurde die Ausstellung, die Fotos der Arbeiten von sieben Künstlern auf Schautafeln zeigt, eröffnet. Auch wir waren dabei. Jurrien, unser Vorsitzender, stellte die 5-R-Regel von Bea Johnson vor, die quasi die Grundlage des Zero-Waste-Lebensstils bilden: Refuse (ablehnen), reduce (reduzieren), reuse (wiederverwenden), recycle (is klar) und rot (verrotten, kompostieren). „Wenn man diesen Weg durchlaufen hat, dann ist man schon ziemlich weit auf dem Weg in das Zero-Waste-Leben“, sagte Jurrien. Denn Zero Waste bedeute nicht nur Plastikmüll vermeiden, sondern überhaupt Konsum zu hinterfragen, mögliche Käufe oder auch Werbegeschenke abzulehnen (refuse) und zu überlegen: Wie viel ist für mich genug? (reduce) Es gehe darum, überhaupt erst einmal anzufangen. „Abfall ist eine Gewohnheit geworden.“ Er wies darauf hin, dass Zero Waste Münster e.V. gern auch Händler und Gewerbetreibende berät.
Außerdem berichtete Tobias Frohhoff-Hülsmann von Greenpeace
Münster über die Tiefsee und forderte internationale Schutzvereinbarungen für
die Ozeane. „Die Menschheit kann nur fortbestehen, wenn der Ozean in seiner
Artenvielfalt fortbesteht“, betonte er und wies auf Petitionen hin, die
Interessierte derzeit unterzeichnen können, um die deutschen Vertreter
aufzufordern, sich bei einer anstehenden UN-Konferenz für den Schutz der
Tiefsee einzusetzen.
Anja Minhorst, Gründerin und Inhaberin von „Natürlich
unverpackt“, erklärte, wie so ein Einkauf in einem Unverpacktladen eigentlich
abläuft: Statt Einwegverpackungen mitzukaufen und zu Hause wegzuwerfen, bringt
man seine Verpackungen, die man ohnehin schon hat, einfach mit. Allein mit
ihrem Geschäft an der Warendorfer Straße spare sie fünf Tonnen
Plastikverpackungen pro Jahr. Die Waren kämen teilweise in Mehrwegverpackungen,
ansonsten in Großgebinden, die zum allergrößten Teil aus Papier bestünden.
Die Ausstellung tourt durch verschiedene Bahnhöfe in Deutschland. An jeder Station ist zusätzlich ein lokaler Künstler dabei – in Münster Waltraud Kleinsteinberg. Sie hat mit einer Glitzer-Schneekugel gearbeitet: „Die sehen schön aus, sind aber potenzieller Müll“, erklärte sie. So schnell gingen die Kugeln kaputt. Die Kugel hat sie mit ihrem eigenen Plastikmüll gefüllt.
Nähere Infos zur Wanderausstellung gibt es unter zerowasteart.de
Aktive unseres Vereins sind an Samstag, dem 18. Januar, zu Gast beim Thementag ‘Nachhaltiger leben’ organisiert von der alt-katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Münster.
Nach dem Besuch von mehreren nachhaltig orientierten Geschäften an der Hammer Straße, finden im Foyer der ev. Trinitatiskirche (Straßburger Weg 51) ab 15:00 Uhr ein kleiner Vortragsblock statt. Dabei hält ein Mitglied unseres Vorstands eine Präsentation über die Zero-Waste-Lebensweise. Eine andere Referentin berichtet unter anderen über wiederverwendbare Geschenkverpackungen. Der Thementag wird abgeschlossen mit einer Eucharistiefeier in der Trinitatiskirche.
Die Veranstaltung ist offen für alle Interessierten und richtet sich nicht ausdrücklich an die Angehörigen einer bestimmten Konfession. Treffpunkt ist um 13:00 Uhr vor der fairTEILbar an Hammer Straße 60.
Vom 26. bis zum 29.09. findet in Münster die Veranstaltungsreihe Klimaalarm statt. Wir rufen alle dazu auf, sich an den Veranstaltungen dieser Veranstaltungsreihe zu beteiligen – insbesondere die geplante Menschenke am 28.09. bitten wir zu beachten!
In diesem Rahmen bieten wir gleich drei Veranstaltungen an, die ihr auch in unserem Kalender findet. Gemeinsam mit anderen Gruppierungen aus Münster und Umgebung haben die Organisatoren ein buntes Programm auf die Beine gestellt. Deswegen empfehlen wir euch auch die Veranstaltungen der anderen, die ihr hier findet.
Der AStA der Uni Münster ist in den vergangenen Wochen durch eine Neuerung positiv aufgefallen: Im Rahmen der Projektstelle Abfallvermeidung wird wöchentlich von 09:00 bis 11:00 Uhr eine Sprechstunde zum Thema Abfallvermeidung im (studentischen) Alltag angeboten. Des Weiteren wird im Rahmen der Stelle untersucht, wo in der Organisation wieviel an potenziellen Abfällen eingespart werden kann.
Der Zero Waste Mai war für uns ein großer Erfolg. Deswegen danken wir allen Kooperationspartnerinnen und -partner und allen Teilnehmenden und Interessierten. Der Sack beinhaltet die Ausbeute unserer beiden erfolgreichen Müllsammelaktionen – Abfälle, die den Boden jetzt nicht weiter verseuchen werden. Wir machen weiter – ihr werdet von uns hören!
Herzlich willkommen auf unsere Webseite und danke, dass ihr da seid!
Liebe Zero Waste‘ler und Interessierte, liebe Freundinnen und Freunde, Juhu, wir sind online! Seit einigen Tagen steht jetzt unsere Internetpräsenz. Zwar ist die Seite jetzt noch etwas karg gestaltet, aber nach und nach werden wir sie natürlich mit thematischen Inhalten, Aktualitäten, Berichte, u.v.m. füllen. Auf jeden Fall sind wir froh, dass ihr jetzt schon dabei seid! Habt ihr Fragen oder Ideen? Schreibt uns gerne an oder besucht uns auf einer unserer Veranstaltungen. Herzliche Einladung!