Wer als Zero Waste’lerin oder Zero Waste’ler Herz für Tiere hat, kennt das Problem: abfallfrei oder tierfreundlich? Dabei leben viele begeisterte Abfallvermeidende gleichzeitig vegetarisch oder vegan. Das ist eine schöne Sache, zumal beide Lebensstile große Überschneidungen aufweisen und einander gegenseitig unterstützen und bereichern können.
Bloß stellte sich den Aktiven von Zero Waste Münster e.V. irgendwann heraus, dass beides nicht immer zusammen geht. Kompromisse gehören zum Leben dazu, könnte man denken. Trotzdem berührte die Frage den Kern der Tierliebe. Denn, so stellte sich heraus, es gibt in vielen Fällen keine tierfreien Lebensmittel die gleichzeitig abfallfrei sind. Weil viele Abfälle leider in die Umwelt gelingen, musste die Frage nach Tierschutz und Tierrechten neu gestellt werden, weil viele Tiere unter Umweltverschmutzung durch Kunststoffe stark leiden. So stellte sich indirekt die Frage, ob das Tierwohl durch Veganismus/Vegetarismus oder durch Zero Waste besser gewährleistet sei. Natürlich kann die Frage philosophisch gestellt werden. Weil sie aber praktischer Natur war, wurde deutlich: Es gibt ein strukturelles Problem. Und zwar deswegen, weil es nicht sein kann, dass mehrere umweltbewusste Lebensstile einander praktisch zuwiderhandeln.
Dass eine praktische Lösung gefunden werden müsse, überzeugte alle Beteiligten. Doch: Wo anfangen? Bei Joghurt boten sich die Parallelen einfach an, werden doch mehrere Joghurts aus Kuhmilch in konventioneller und biologischer Qualität in MMP-Mehrweggläsern angeboten. Sojajoghurt dagegen gibt es bisher nur in Einwegbechern aus Kunststoff. Deswegen beschlossen wir, die Produzenten von den in Deutschland angebotenen Sojajoghurts Sojade, Sojade, Alpro Soja und Provamel anzuschreiben und sie dazu aufzufordern, auf Mehrwegverpackungen umzusteigen oder diese wenigstens parallel zu den Einwegverpackungen anzubieten.
Weil wir unsere Aktion lokal starten wollten, fragten wir gezielt Umwelt- und Tierschutzgruppierungen aus Münster, ob sie bereit wären, sich an der Aktion zu beteiligen. Erfreulicherweise sagten Münster isst veggie, Münster for Liberation, Peta Zwei Streetteam Münster und der Tierrechtstreff Münster zu und treten beim ersten Anschreiben als Mitunterzeichnende auf. Ende November 2019 ging das Anschreiben dann an die Produzenten raus. Auch eine Pressemitteilung wurde an lokale und bundesweite Medien versandt.
Obwohl wir uns über die lokale Unterstützung sehr freuen, versuchen wir natürlich, weitere Unterstützung für die Aktion zu gewinnen. Deswegen wollen wir uns mit anderen Umwelt- und Nachhaltigkeitsgruppierungen, insbesondere auch mit anderen Zero Waste-Gruppen und -Vereinen bundesweit austauschen, um den Unterstützerkreis zu erweitern. Mit Sojajoghurt haben wir einen Anfang gemacht und den bissigen Arbeitstitel ‚Aktion Sojajoghurt‘ aufgestellt. Trotzdem wollen wir uns natürlich nicht auf die Sojajoghurts beschränken, sondern die gesamte Produktpalette in den Blick nehmen. Froh sind wir über alle Schritte in Richtung Abfallvermeidung, zufrieden sind wir, wenn sie der Normalfall sein wird. Deswegen werden wir probieren, den Kreis immer etwas zu erweitern, auch wenn wir den Namen ‚Aktion Sojajoghurt‘ als Arbeitstitel zunächst beibehalten.
An dieser Stelle (und über unsere Social-Media-Auftritte) wollen wir euch über den Fortgang der Aktion informieren.
Hast du Fragen oder möchtest du unsere Aktion als Privatperson oder als Gruppierung unterstützen, freuen wir uns selbstverständlich über Zuschriften unter zwms-ev@muenster.org.