Erinnerungsensemble zur Erinnerung an die hiltruper ZwangsarbeiterInnen

im "Waldpark" in Münster-Hiltrup

Gegen das Vergessen - Gedenkstätte für Zwangsarbeiter in Hiltrup-Ost eingeweiht

Gemeindebrief Nr. 285/September 2010 der ev. Christuskirche Hiltrup

Dank jahrelanger Bemühungen der VVN/BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) konnten am 9. Juli am Fuße des Wäldchens in Hiltrup-Ost (Föhrenweg) in einer Feierstunde Gedenkstein und Tafeln eingeweiht werden. Sie erinnern an die Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus zur Zwangsarbeit nach Hiltrup deportiert wurden. Das Lager der Zwangsarbeiter lag direkt neben den jetzt aufgestellten Stelen.

Vor erstaunlich zahlreichen Menschen mahnten in eindrücklichen Ansprachen Bezirksbürgermeister Schmidt, Sozialdezernent Paal, Pastoralreferent Bernhard Röhr als Vertreter der Hiltruper Kirchen und der Künstler Bodo Treichler, der Stein und Tafeln gestaltete, an das Leid unterdrückter und ihrer Würde beraubter Zwangsarbeiter. Alle demokratischen Parteien und die Hiltruper Kirchen waren bei der Einweihung zugegen. Sie haben das Projekt mitgetragen.

Gegen das Vergessen anzugehen, ist auch für uns, die wir zum Teil noch in die Hitlerzeit hineingeboren sind, ein großes Bedürfnis. Auf die Gräber der Zwangsarbeiter aufmerksam gemacht durch Rektor Schmidt von der Realschule Hiltrup, aufgegriffen vom ökumenischen Kreis für Frieden und Gerechtigkeit, unterstützt von Pater Trilling, weitergeführt von Pater Jenkner und Pfarrerin Bentrop sowie organisiert von Reinhard Meierjürgen, besucht nach einer kleinen Andacht in der Pfarrkirche Alt St. Clemens seit über 25 Jahren an jedem Volkstrauertag eine kleine Zahl Menschen die Gräber der hier umgekommenen Männer, Frauen und Kinder. Besonders die Kindergräber berühren uns zutiefst. 579 Kinder starben allein im Regierungsbezirk Münster während der Hitlerdiktatur.

Ulla Knaul hat in ihrem Redebeitrag die Nähe zur eigenen Geschichte und das Gespür für das Leid der Zwangsarbeiter geschildert. Auch das Buch "Der kleine Ostarbeiter" von Nikolai Karpow beschreibt in eindrucksvoller Weise - ohne Hass - sein Leben als Zwölfjähriger im Lager mit seiner Großmutter. Es macht die ganze Unmenschlichkeit des Hitlerregimes und seiner Täter deutlich. So sind die Gedenktafeln für uns ein Zeichen festgehaltenen Unrechts und der Mahnung gegen Unmenschlichkeit.

Schon die erste Begegnung 2007 mit Mitgliedern der VVN, die an der Gräberbegehung teilnahmen, war für uns ein Zeichen, dass es junge Menschen gibt, die weitersagen, was damals in diesem Hitlerdeutschland geschehen ist. Ein Anliegen, das verbindet. Die Gedenktafeln sind aber auch eine Kampfansage gegen den Rechtsradikalismus, der sich in der NPD (Nationale Partei Deutschlands) manifestiert.

Hoffen wir, dass durch die unsichere wirtschaftliche Lage Europas und die Nöte der Menschen dem Neofaschismus keine neue Nahrung gegeben wird.

ERWIN FARWICK, CHRISTEL UND REINHARD MEIERJÜRGEN, ULLA KNAUL