Erinnerungsensemble zur Erinnerung an die hiltruper ZwangsarbeiterInnen
im "Waldpark" in Münster-Hiltrup
"An die Leiden der Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen zu erinnern unterstreicht ihre Würde und ist uns Mahnung für die Zukunft" Rede von Bernhard Roer, Pastoralreferent katholische Gemeinde St. Marien in Hiltrup
Sehr geehrter Herr Schmidt, meine Damen und Herren! Im Namen der Evangelischen Kirchengemeinde Hiltrup sowie der Katholischen Kirchengemeinden St. Clemens und St. Marien möchte ich gerne ein kurzes Grußwort zur Einweihung des Gedenksteins und der Tafeln beitragen. Vor 25 Jahren gab P. Bernhard Trilling den Anstoß zu einem Gedenkgottesdienst für die hier in Hiltrup während des 2. Weltkriegs ums Leben gekommenen Fremdarbeiter und zu einer Segnung ihrer Gräber auf dem alten Clemensfriedhof. Seitdem findet regelmäßig am Volkstrauertag in Alt-St. Clemens eine ökumenische Gedenkfeier statt mit anschließender Segnung der Gräber. Die Namen der 16 Toten werden verlesen, auf ihre Gräber wird eine Rose gelegt, ein Licht entzündet. Diese Feier wird stark getragen vom Ökumenischen Kreis für Frieden und Gerechtigkeit. Ihre Wurzel hat diese ökumenische Gedenkfeier im christlichen Menschenbild: Jeder Mensch hat eine unantastbare Würde - unabhängig von Rasse, Abstammung, Gesundheit oder Religionszugehörigkeit. "Gott schuf den Menschen nach seinem eigenen Abbild" - so lesen wir auf der ersten Seite der Bibel. Niemand kann, niemand darf einem anderen diese Würde nehmen. Deshalb müssen wir unsere Stimme erheben, wenn Menschen unmenschlich behandelt und ihrer Rechte beraubt werden, wenn die Würde von Menschen mit Füßen getreten wird. An die Leiden der Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen zu erinnern unterstreicht ihre Würde und ist uns Mahnung für die Zukunft. Deshalb sind die Hiltruper Kirchengemeinden dankbar für die Initiative der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Kreisvereinigung Münster, hier im Waldpark einen Gedenkstein und Erinnerungstafeln aufzustellen für die Menschen, die im 2. Weltkrieg hier unter unmenschlichen Bedingungen in Baracken interniert waren. Die Hiltruper Kirchengemeinden tragen Ihre Initiative ideell und finanziell mit. Über die Reste eines Bunkers hier im Wäldchen, Überbleibsel des Internierungslagers, mag Gras wachsen. Kein Gras darf wachsen über die Leiden der Frauen, Männer und Kinder, die damals - aus ihren Heimatländern verschleppt - hier in engen Baracken unter unwürdigen Bedingungen interniert waren, von Stacheldraht umzäunt, von Wachmannschaften bewacht, zur Arbeit gezwungen im Röhrenwerk, bei Landwirten in der Umgebung und beim Wegräumen der Bombentrümmer in der Stadt Münster. Erinnerung an die Leiden der Menschen, so hat der Münsteraner Theologe Johann Baptist Metz einmal geschrieben, ist "Solidarität nach rückwärts". Mögen der Gedenkstein und die Gedenktafeln Stolpersteine sein für alle, die hier vorbeikommen auf ihrem täglichen Weg, für alle, die hier im Waldpark Erholung suchen beim Spazierengehen oder Joggen. Ich wünsche mir, dass Gedenkstein und -tafeln viele Menschen dazu anstoßen, sich innerlich vor den Opfern von damals zu verneigen und sich einzusetzen für die Menschenrechte derer, deren Würde heute mit Füßen getreten wird. |