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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Kreisvereinigung Münster

 

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ZeitzeugInnengespräche - Wider das Vergessen

Emil Carlebach

Emil CarlebachEmil Carlebach

Widerstandskämpfer und ehemaliger Häftling der KZ Dachau und Buchenwald

 

 

 

1914

geboren in Frankfurt am Main; aufgewachsen in einer bürgerlichen, jüdischen Familie

1931

trat in den Sozialistischen Schülerbund und später in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) ein

1932

Abitur; erlernte den Beruf des Kaufmanns; trat in die Freie Gewerkschaft (Zentralverband der Angestellten) und in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein

1933

wurde illegal tätig; am 13. Mai bei der Verteilung von Flugblättern verhaftet worden; war sechs Wochen im Gefängnis; arbeitslos; war kurze Zeit in Paris und kehrte illegal zurück

1934

am 11. Januar bei der Herstellung illegaler Gewerkschaftszeitungen verhaftet worden; war drei Jahre im Gefängnis in Hameln und Hannover (Einzelhaft)

1937

wurde in das KZ Dachau überstellt

1938

wurde im September in das KZ Buchenwald überstellt; war Mitglied der illegalen Widerstandsorganisation und hatte in dieser verschiedene Funktionen

1945

wurde eine Woche vor der Selbstbefreiung der Häftlinge wegen der Sabotierung des Todesmarsches der jüdischen Häftlinge auf die "Liste der 46" gesetzt, die erhängt werden sollten; wurde durch die Widerstandsorganisation bis zur Selbstbefreiung versteckt; wurde nach der Heimkehr nach Frankfurt Gründer und Lizenzträger (Herausgeber und Chefredakteur) der "Frankfurter Rundschau"; war Mitbegründer der wieder legalen KPD und Vertreter der KPD im Bürgerrat der Stadt Frankfurt

1946

wurde Abgeordneter der KPD im Landtag von Hessen

1947

gründete die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) mit und war stellvertretender Landesvorsitzender der VVN in Hessen; wurde am 17. August durch US-General Clay durch eine militärische Order aus der "Frankfurter Rundschau" entfernt

1948

wurde Stadtverordneter in Frankfurt und Fraktionsvorsitzender der KPD

1949

gründete die "Sozialistische Volkszeitung" (Organ der KPD in Hessen) und wurde dessen Chefredakteur

1950

wurde stellvertretender Chefredakteur des "Freies Volk" (Zentralorgan der KPD) in Düsseldorf

1951

heiratete Ursula Siewert

1954

war vier Wochen im Gefängnis

1955

seine Tochter Andrea wurde geboren

1956

war nach Verbot der KPD erneut in der Illegalität

1969

kehrte nach der Gründung der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) und Aufhebung der Haftbefehle nach Frankfurt zurück

1969-2001

war Redakteur, später Chefredakteur der antifaschistischen Wochenzeitung "die tat"; war Mitglied des Präsidiums der VVN, Vizepräsident des Internationalen Lagerkomitees Buchenwald-Dora und Kommandos, Mitglied des Bezirksvorstandes der DKP in Hessen und Mitglied des Landesvorstandes und Bundesvorstandes der Deutschen Journalisten-Union (dju); war als Journalist und Buchautor ("Hitler war kein Betriebsunfall", "Tote auf Urlaub" u.a.) tätig; wurde unter anderem von der VVN/BdA mit der Ehrenmedaille des Widerstandes, von der Industriegewerkschaft Metall mit der Leonhard-Mahlein-Medaille und von der Stadt Frankfurt mit der Johanna-Kirchner-Medaille und der Goethe-Plakette ausgezeichnet; er lebte in Frankfurt am Main und war als Zeitzeuge bei den verschiedensten Gelegenheiten und Veranstaltungen in der gesamten BRD aktiv; er starb am 9. April 2001

Stein des Anstoßes

Als konsequenter Antifaschist und ehemaliger Widerstandskämpfer erregte Emil Carlebach in der alten und neuen Bundesrepublik Deutschland oft Anstoss.

Im Februar 1995 kam er auf unsere Einladung hin als Zeitzeuge an die Universität nach Münster und berichtete vor vielen jungen Menschen von seinen Erlebnissen und Erfahrungen als Widerstandskämpfer gegen den deutschen Faschismus. Diese in jeder Hinsicht beeindruckende Begegnung mit ihm wurde für uns zum Anstoss für zahlreiche weitere ZeitzeugInnengespräche mit anderen Verfolgten des Naziregimes, um Geschichte aus erster Hand zu erleben, und führte letztendlich zur Gründung der VVN/BdA in Münster.

Emil Carlebach selbst war noch mehrere Male bei uns in Münster, und es entstand eine freundschaftliche Verbundenheit. Diese Freundschaft und die vielen Gespräche mit ihm haben uns "Jungen" politisch, aber auch persönlich sehr viel gegeben. Das historische Wissen, das er uns vermittelte war und ist durch kein Buch der Welt zu ersetzen. Hierfür und für all seine (Denk-)Anstösse sind wir ihm sehr dankbar!

Wir werden ihn nie vergessen und seine Erlebnisse und Erfahrungen aus dem Kampf gegen den Faschismus den uns nachfolgenden Generationen - im Sinne des Schwurs von Buchenwald - weitergeben!

Christoph Leclaire - VVN/BdA Münster

Weitere Infos:

Emil Carlebach in der Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Carlebach