Ein großer Mensch
Otto
Wiesner, antifaschistischer Widerstandskämpfer und ehemaliger
Häftling der Konzentrationslager Sachsenhausen und
Mauthausen, ist am 1. Februar 2006 im Alter von 95 Jahren in
Potsdam gestorben.
Zeit seines Lebens sah er sich verpflichtet, seine
Erlebnisse und Erfahrungen aus der Zeit des
Nationalsozialismus – insbesondere den jungen Menschen –
zu vermitteln. Dies tat er sowohl als Schriftsteller als auch
als Zeitzeuge.
Im November 1996 kam er zum ersten Mal auf unsere Einladung
hin nach Münster und in den darauf folgenden Jahren nahm er – auf eigenem Wunsch hin – immer wieder den langen Weg von
Potsdam nach Münster auf sich, um bei uns als Zeitzeuge zu
sprechen. Das letzte Mal begleitete er uns im November 2003
auf einer Fahrt zu den ehemaligen Emslandlagern.
Wir haben ihn kennen gelernt als einen Menschen, der trotz
aller negativen Erfahrungen menschlich und humorvoll geblieben
war und der es verstand, seine ZuhörerInnen mit seinem
erzählerischen Talent zu fesseln.
Er war zwar körperlich ein kleiner Mann – darauf spielte
er oft selbst an –, aber ein wahrhaft großer Mensch!
Solidarität und Mitmenschlichkeit waren für ihn keine leeren
Worte. Besonders beeindruckte er durch seine absolute
Bescheidenheit, die einen manchmal fast beschämen konnte. Der
freundschaftliche Kontakt zu ihm und die vielen Gespräche mit
ihm bedeuten mir persönlich sehr viel.
Wir werden ihn nie vergessen und seine Erlebnisse und
Erfahrungen aus dem Kampf gegen den Faschismus den uns
nachfolgenden Generationen – im Sinne des Schwurs von
Buchenwald – weitergeben!
Christoph Leclaire – VVN/BdA Münster
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