Willy
Schmidt
Widerstandskämpfer und ehemaliger
Häftling des KZ Buchenwald
Willy Schmidt, geboren am 26. Juli 1911 in Duisburg, gelernter
Setzer und Drucker, Gewerkschaftsmitglied seit 1925.
Jugendleiter der Buchdruckergewerkschaft in Duisburg, Delegierter
des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB). Mitglied der
Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), der Jugendorganisation der
SPD, der Jungsozialisten und der SPD.
Die Zustimmung der SPD-Führung zur Aufrüstung - der
Panzerkreuzerbau -, die Tolerierung der Notverordnungsdiktatur
Brünings, die Einengung des Selbstbestimmungsrechts der SAJ und der
Jungsozialisten, die Proklamation des Reichstagsabgeordneten und
Wirtschaftsideologen Tarnow auf dem Leipziger Parteitag 1931,
"Arzt am Krankenbett des Kapitalismus" zu sein,
veranlassten ihn, in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands
(KJVD) und die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) einzutreten.
Er war nun aktiv für den KJVD und die KPD tätig.
Nach dem faktischen Verbot der KPD arbeitete er illegal weiter,
erst als Kurier und Quartiermacher der Bezirksleitung Ruhrgebiet,
dann als Kassierer und Organisationsleiter; nach der Verhaftung des
politischen Leiters, seines Freundes August Stötzel, als
politischer Leiter bis zum Eintreffen des neuen politischen Leiters,
Oswald Rentzsch.
Am 14. März 1934 wurde Willy Schmidt verhaftet und zu drei
Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Haft im Zuchthaus kam er in
das KZ Lichtenburg und schließlich in das neu errichtete KZ
Buchenwald. In Buchenwald war er vom Aufbau des Lagers im Juli 1937
bis zu der Selbstbefreiung der Häftlinge am 11. April 1945. Er
gehörte der politischen und militärischen Widerstandsorganisation
im Lager an. Häftlingslagerfunktionen hatte er verschiedene. Die
letzten zwei Jahre war er stellvertretender
Häftlingslagerschutzkapo.
Nach der Selbstbefreiung ging er nach Duisburg zurück und baute
dort die Gewerkschaft mit auf. Er war ein Jahr Parteisekretär der
KPD und Mitglied des Entnazifizierungsausschusses in Duisburg. Ab 1.
März 1946 war er Gewerkschaftssekretär der Industriegewerkschaft
Metall (IGM), von 1954 bis Februar 1958 der Bezirksleitung Köln der
IGM und von März 1958 bis 1977 Vorstandssekretär der IGM in
Frankfurt. Seit 1952 ist er Mitglied der SPD.
Er war Vorsitzender des Seniorenausschusses des DGB Frankfurt
sowie der IG Metall Frankfurt und dort aktiv in der Bildungsarbeit
tätig. Darüber hinaus ist er Mitglied des
Landesseniorenarbeitskreises des DGB-Landesbezirks Hessen,
Delegierter der Vertreterversammlung der Verwaltungsstelle der IG
Metall Frankfurt, Mitglied des DGB-Kreisvorstandes Frankfurt,
Mitglied der Leitung der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora der BRD
und Mitglied des Internationalen Lagerkomitees Buchenwald-Dora und
Kommandos.
Willy Schmidt starb am 21. September 2003 in Köln.
Ein
Urgestein
Als junger Gewerkschafter beteiligte sich Willy Schmidt am
illegalen kommunistischen Widerstand gegen den deutschen
Faschismus. Dafür musste er 10 Jahre seines Lebens in
nationalsozialistischen Gefängnissen und Konzentrationslagern
verbringen. Er war einer der wenigen Häftlinge, die das KZ
Buchenwald vom Aufbau im Juni 1937 bis zu dessen Ende im April
1945 erlebten bzw. überlebten. An der Selbstbefreiung der
Häftlinge war er maßgeblich beteiligt.
Im Oktober 1996 kam er im Rahmen unserer "ZeitzeugInnengespräche
- Wider das Vergessen" nach Münster und berichtete
vielen jungen Menschen von seinen Erlebnissen und Erfahrungen
im Kampf gegen den Nationalsozialismus. Die große
Menschlichkeit und Solidarität unter den Häftlingen, die er
neben der Gewalt und dem Terror im Konzentrationslager kennen
gelernt hatte, standen dabei für ihn im Vordergrund und
prägten ihn Zeit seines Lebens. Es war für alle eine
beeindruckende Begegnung!
Aus meiner ersten Begegnung mit Willy Schmidt entwickelte
sich eine freundschaftliche Verbundenheit und eine gemeinsame
antifaschistische Arbeit in der Lagergemeinschaft Buchenwald.
Die Zusammenarbeit, die Begegnungen und vielen Gespräche mit
ihm waren bzw. sind für mich persönlich sehr wertvoll.
Wir haben mit Willy Schmidt einen kämpferischen und
herzlichen Menschen verloren, der die Dinge mit direkten und
manchmal unverblümten Worten auf den Punkt bringen konnte! Er
war ein Gewerkschafter mit Leib und Seele - ein
gewerkschaftliches Urgestein! Wir werden ihn nie vergessen und
seine Erlebnisse und Erfahrungen aus dem Kampf gegen den
Faschismus den uns nachfolgenden Generationen - im Sinne des
Schwurs von Buchenwald - weitergeben!
Christoph Leclaire - VVN/BdA Münster |
|