Artikel und Kommentare zur Veränderung des Block Beuys in Darmstadt,
ohne Gewähr der Vollständigkeit, Bitte besorgen Sie sich im Zweifelsfall die Original Artikel
Contra Veränderung / Pro Veränderung
30. November 2006, Pressemitteilung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt
30.11.2006, Handzettel: Rettet den Block Beuys
30.11.2006, Protokoll der Veranstaltung vom 30. Nov. 2006
1.12.2006, Beuys erregt die Gemüter noch immer von Krämer-Alig, Darmstädter Echo
1.12.2006, Kommentar der Redaktion von www.beuys.org
01.12.2006, Strafanzeige soll Kunstwerk retten, www.hr-online.de
04. 12. 2006, Kommentar, Jute für Beuys von Konstanze Crüwell in der FAZ
7.12.2006 , Beuys oder nicht Beuys?, von Annette Krämer-Alig, Darmstädter Echo
7.12. 2006- FAZ, Feuilleton von Thomas Wagner
12.12.2006 Kein Bestandteil der Beuys-Installation von Franz Dahlem, FAZ
15.12.2006 Zur Neuinstallation des Block Beuys von Andreas Quermann, email
15.12.2006 KeinTeppich für Beuys? von Christian Huther, Nassauische Neue Presse
15.12.2006 Das Werk verlangt nach Reinheit von Heiner Bastian, FAZ
16.12.2006 Beuys und Darmstadt von Raimer Jochims, FAZ
16.12.2006 Die moralische Empfindlichkeit von Johannes Stüttgen, FAZ
18.12.2006 Leserbrief Dieter Schopohl , Darmstädter Echo
18.12.2006 Jute oder Farbe?, hr-online
19.12.2006 Werkbewahrer gegen "putzende Hausfrau" , MainSpitze-Online
19.12.2006 Beuys mochte das Teebraun nicht von Georg Imdahl
22.12 .2006 >Dem Beuys-OEuvre zuliebe< von Dieter Koepplin, Basel in der FAZ
28.12.2006 > Da hilft kein Hauruckverfahren < von Götz Adriani, Tübingen in der FAZ
9.1.2007 >Hausputz beim Schamanen<Kalk statt Jute: Der Beuys-Block in Darmstadt soll zum weißen Museumstempel werden von Sebastian Preuss in berliner-zeitung> http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/feuilleton/618239.htmlFerner gab es noch einen Artikel von Alfred N. in der >Kunstzeitung< und einen Artikel in der >art<. Beide brachten aber keine neuen Positionen, sondern informierten recht bis schlecht.
Am Samstag den 13.Januar 2007 ist in Darmstadt die "Initiative für die Zukunft des Block Beuys" gegründet worden, die Initiative ist Teil des Vereins" Gesellsschaft gemeinsam gestalten". Shelly Sacks will in diesem Umfeld am 24.Feb 2007 nach Darmstadt kommen und eine " Universität der Bäume" durchzuführen.
Texte:
Einladung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt zur Veranstaltung vom 30.11.2006, 18 -22 Uhr:
Pressemitteilung 30. November 2006
Der »Block Beuys« und die Grundinstandsetzung des
Hessischen Landesmuseums Darmstadt
Standpunkte und Diskussionen
Dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt stehen in den kommenden Jahren umfangreiche Bau- und Sanierungsmaßnahmen bevor, die auch die räumliche Umbauung des »Block Beuys« betreffen. Die Direktorin Dr. Ina Busch legt am Donnerstag, dem 30. November 2006, dar, wie die architektonische Hülle des »Block Beuys« nach der Wiedereröffnung des Museums im Jahr 2011 aussehen wird.
Zur Einrichtung des Werkkomplexes 1970 wurden die Wände der Joseph Beuys zunächst angebotenen 6 Räume des 2. Stocks mit einer neuen naturfarbenen hellen Jutebespannung versehen. Der Fußboden wurde durchgängig mit einem grauen Teppich belegt. 1984 wurde der Werkkomplex um den jetzigen Raum l erweitert. Im Zuge der Gesamtrenovierung des 2. Stocks erhielt dieser Raum eine hellbeige Baumwoll-/Seidenbespannung. Sowohl die Wandbespannungen als auch der Teppichboden weisen starke Verschleiß- und Abnutzungserscheinungen auf, die das Gesamtbild des Werkkomplexes stark beeinträchtigen.
In enger Abstimmung mit dem Joseph Beuys Estate hat sich die Direktorin entschieden, nach Abschluss der baulichen Sanierungsarbeiten auf eine erneute Wandbespannung zu verzichten. Die Wände werden wie die schon zu Lebzeiten von Beuys von ihm selbst bestimmte Wandgestaltung zur Ausstellung »Westkunst« (Köln 1981) geputzt und mit Gargano-Kalkfarbe geweißt. Der Teppichfußboden wird durch einen Industrieestrich in den ersten großen drei Räumen ersetzt. Die Kabinetträume mit den Vitrinen erhalten entweder auch einen Estrichboden oder Parkett. Die schrägen Decken der Kabinetträume werden begradigt. Das vierte Kabinett wird mit dem östlich anschließenden Raum wieder verbunden. Dieser Raum wird als Medienraum der Vernetzung mit anderen Häusern dienen, die Arbeiten von Joseph Beuys beherbergen. Es ist gewährleistet, dass die Position der einzelnen Werke des »Block Beuys« unverändert bleibt.
An der Podiumsdiskussion nehmen teil: Dr. Götz Adriani (Kunsthalle Tübingen), Dr. Ina Busch (Hessisches Landesmuseum Darmstadt), Dr. Klaus-D. Pohl (Hessisches Landesmuseum Darmstadt), Urs Raussmüller (Hallen für neue Kunst Schaffhausen), Prof. Dr. Carla Schulz-Hoffmann (Bayerische Staatsgemäldesammlungen München), Johannes Stüttgen (Düsseldorf) und Thomas Wagner (Frankfurter Allgemeine Zeitung). Es moderiert Dr. Dieter Koepplin (Basel).
Verantwortlich: Dr. Ina Busch | Dr. Klaus-D. Pohl
Öffnungszeiten des »Block Beuys«: Di-Sa 10-17 Uhr, Mi 10-20 Uhr, So 11-17 Uhr
Abt.Presse-und Öffentlcihkeitsarbeit, Friedensplatz 1, D 64283 Darmstadt
Handzettel DIN4 verteilt im Rahmen der Veranstaltung vom 30.11.2006RETTET DEN BLOCK BEUYS!
Ein internationaler Kulturschatz ist in Gefahr
Der Block Beuys soll renoviert, die Wandbespannungen aus Jute und der Teppich sollen dauerhaft entfernt werden. Als Ersatz sind weiße Wände und Holz- oder gar Estrichboden geplant.
Dies käme einer unwiderruflichen Zerstörung des vom Künstler Joseph Beuys eigenhändig eingerichteten Environments gleich. Wenn der Teppich, auf dem Beuys gezeichnet hat und die spurenreiche Wandbespannung verschwinden, werden die restlichen Objekte ihren speziellen Bezug zum Raum für immer verlieren.
Zwischen der Installation und der architektonischen Umgebung" kann nicht unterschieden werden! Der Künstler selber hat die Wände, die zu Beginn der Rauminstallation vorhanden waren, als Teil seines Werks angesehen und deren Interaktion mit Objekten und Menschen durch Nachdunkelung und Schattenbildung begrüßt. Dafür gibt es ausreichend historische Nachweise (siehe z.B. Text auf der Rückseite).
Wenn die Autorenschaft in diesem bedeutenden Fall von der Museumsleitung nicht ganzheitlich respektiert wird, ist das ein Angriff auf die Kunst aus den Reihen derer, die dafür bezahlt werden, wertvolle Kunstwerke vor Schaden zu bewahren. Leider wird gerade mit den geplanten Renovierungsmaßnahmen die Autorenschaft in Frage gestellt und eine eventuelle Beschädigung in Kauf genommen.
Gegen dieses verantwortungslose Verhalten werden wir Widerstand leisten und rufen alle dazu auf, sich für den Erhalt dieses einzigartigen internationalen Kunstwerks einzusetzen!
V.i.S.d.P.: Laura Baginski, Liebfrauenstr. 82,64289 Darmstadt, 06151-5990858, laura@laurabaginski.de
Protokoll der Veranstaltung vom 30. Nov. 2006Anwesend waren u.a. Dr. Rhea Thönges-Stringaris ( Kassel), Frau Dr.Paust ( Moyland ), Frau Dr. Strieder (Moyland),Alfred Nemeczek, Prof Manfred Stumpf, Prof Heribert Schulz ( Osnabrück ), Michael Berger, U We Claus, Dieter Schopohl, Klaus Tesching und weiter ca 80-100 interessierte Bürgerinnen und Bürger, Pressevertreter . Die Veranstaltung wurde vom Museum mitgeschnitten.
Dr. Ina Busch , Direktorin , Hessisches Landesmuseum erklärte- nach einer knappen Begrüßung -, dass die Umsetzung des Block Beuys bereits durch sie in Rücksprache mit dem "Estate Beuys",.entschieden worden wäre: Die Jutebespannung und die Teppichböden ( mit Beuyszeichnung) würden entfernt und gelagert, die Kabinette würden in der Decke begradigt, die Wände kalkverputzt und der Boden als Industrieestrich ausgeführt. Ziel: Sauberkeit der Präsentation und Erfüllung von Brandschutz , Klimabedürfnissen, Beleuchtung und Wand-/ Dachsanierung . Frau Busch sah in der notwendigen Neuausführung der Beuyszeichnung bei Transsibirischer Bahn ( jetzt auf dem Teppichboden in Raum 1 ) kein Problem und schlug als mögliche Lösung vor, dass Johannes Stüttgen oder Eva Beuys die Linie neu ziehen könnten. Ziel sei es die Installation sauber und frisch zu präsentieren. Das sei man dem Werk schuldig. Die jetzige Situation sei:
"pilzbefallen, löchrig,schimmelig, unschön, zu beuysich imfalschen Sinne, eine braune Soße!" Als weitere Argumente gegen die Jutebespannung führte Frau Dr. Busch an, dass Beuys an keinem anderen Ort eine Jutebespannung und einen Teppichboden für eine Installation gewählt hätte. Weiteres Argument gegen eine Jutebespannung.:" zeitliche Erneuerung in jeweils 15 Jahren notwendig"
Johannes Stüttgen erklärte, daß er voll hinter den Plänen der Direktorin Ina Busch stehe. Den Ansatz von Frau Dr. Ina Busch die verkitschende Gesamtwirkung ( Jute und Boden ) zu bereinigen, vertrat auch Johannes Stüttgen. Er zeigte sich als Befürworter der Veränderung: "Stimmigkeit ist eine Frage der Lebendigkeit, nicht eines Dogmas", erklärte er. Ina Busch handele als gute Hausfrau. "Jetzt ist es Zeit zu putzen." Er bezeichnete den jetzigen Zustand als " vergammeltes Etwas". Stüttgen sah keine Probleme sowohl mit der Autentizität als auch mit der BodenLinie in Raum 1 ( Die Linie ist nicht wichtig! ) und sprach für eine Anpasung an neue Gegebenheiten und gegen eine Dogmatisierung der jetzigen Präsentation.Er sieht Teppichboden und Wandbespannung als Rahmen der wie im Falle Rembrandt ausgetauscht werden könne. Er erhofft sich von der Neuausrichtung eine Verlebendigung des >Block Beuys<.Verlebendigung als Anpassung an heutige Gegebenheiten.
Stüttgen fragte, wie wohl Beuys reagiert hätte, wenn das ganze Museum renoviert würde und nur Beuys Räume sollten nicht renoviert werden. Stüttgen:" Nein, er würde sagen, weg mit der Jute!, sag ich Euch!"
Prof. Manfred Stumpf, Frankfurt .Er verteilte ein eigenes Infopapier und erklärte die angestrebte Umgestlatung des Beuys Blockes als Verbrechen, forderte den Rücktritt der Direktorin, und bezeichnete Johannes Stüttgen als von Eva Beuys gekauft.
Urs Rausmüller, Schaffhausen schilderte am Beispiel der Beuys Installation in Schaffhausen dass es wenig technischen Aufwandes bedürfe eine Beuysinstallation fachgerecht zu erhalten.
Dr. Götz Adriani zeigt sich besorgt von den angekündigten Veränderugnen, da sie die Authentizität des Werkes , als historische,m Fakt beeinflussen.
Dr.Klaus Pohl gab eine sachlilche historische Genese des Werkblockes, in der sowohl die verschiedenen histor. Veränderungen darstestellt wurden,bekannte scih aber auch dazu, dass die jetzige Einrichtung von 1984 eine authentische Version von der Hand Joseph Beuys ist. " Lebendigkeit wird seinem Werk gerecht!"(darum Umbau ,Anmerk der Red..)
Prof. Dr. Carla Schulz-Hoffmann war konsterniert, dass die Entscheidung schon gefallen war und schildere rein sachlich das Umsetzen der Beuys Arbeit Ende des 20ten Jh in den Neubau der Pinakotek der Zeitgenössischen Kunst. ( Anmerk. der Redaktion. Die Umsetzung von Beuys in München liefert einen Beleg für eine deutlich schwächere Wirkung der Neuinstallation durch Kuratoren und nicht durch Beuys , ebenso die Installationen von Beuysarbeiten in Berlin,Hambuger Bahnhof durch Kuratoren. )
Dr. Dieter Koepplin - beschränkte sich auf seine Funktion als Moderator.
Thomas Wagner, FAZ - stellte Fragen zur Sicherung der Authentizität des Werkes " Die Installation nicht gegen das Werk führen"
privates Protokoll von Klaus Tesching, 48163 Münster
1.12.2006,Kommentar der Redaktion von beuys.org:
Der Ansatz von Frau Busch, dass einmal saubergemacht werden müßte und das der Zustand der Räume einen depressiven, verschlissenen Eindruck erzeuge kann die Redaktion von beuys.org nicht folgen . Das Zitat der Pressemitteilung welches Frau Dr. Ina Busch in der Veranstaltung angeführte: "Sowohl die Wandbespannungen als auch der Teppichboden weisen starke Verschleiß- und Abnutzungserscheinungen auf, die das Gesamtbild des Werkkomplexes stark beeinträchtigen." ist mE. zur Zeit nicht so schwer, dass die beschlossenen Veränderungen damit zu begründen wären.
Der Charakter des Vergänglichen ( FLUXUS) gehört mit zur Arbeit von Beuys, die Wandbespannung und der Teppichboden sind Teil der Installation., zB ist die Arbeit " Transsibirische Bahn"(Raum 1) durch die Ölkreidelinie direkt mit dem Boden verbunden und nimmt ihn so in die Arbeit hinein, gleiches gilt für die "STELLE" (Raum 2) und die hängende Filzhaut von "Infiltration Homogen für Konzertflügel"( Raum 2) die am "Himmel" der oberen Abschlußkante der Jutebespannung festgemacht ist und sich auf die Jutebespannung direkt bezieht. Auch die andern Arbeiten beziehen sich auf die Proportionen der Jutebespannung. Die Jutebespannung selber gibt dem Raum einen besondern akustisch -optischen Wert, der nicht einfach zu vernachlässigen ist und die dem Werk vielfältige Obertöne zuweist. Auch die Deckenschrägen der Kabinette sind keine Fehlbestände die zu begradigen wären, wie es Frau Dr. Ina Busch sieht.
Zudem: Es hat sich geezigt, dass die Umsetzungen und Neuinstallationen nach Tod von Beuys deutlich schwächer als die eigenhändigen Installatioinen von ausgefallen sind, das gilt gleichermaßen für Berlin und München.
Es ist zu befürchten, dass dem >Block Beuys< die besondere Ausdruckskraft geraubt wird. Würde Beuys noch leben, würde eine Umsetzung / Neuinstallation durch ihn, sicher ein wirkkräftiges Werk bilden. Die Kuratoren und Nachfolger haben dieses bisher belegbar nicht vermocht, darum sollte man diesen Werkkkomplex möglichst in Ruhe lassen und nur sparsame Veränderungen vornehmen, wie dies schon Urs Rausmüller , Dr. Götz Adriani und Manfred Stumpf empfahlen.
Im Namen von FLUXUS wollen nun Nachlaß und Museum eine schönere Dastellung des BLOCK BEUYS. Was meinen Sie dazu? Emails an tesching|at|muenster.de oder tesching|at|walla.com
oder an Laura Baginski, Darmstadt ,Tel 069800-59222 oder Tel 06151-5990858 ,email: laura|at| laurabaginski.de
Klaus Tesching, für die Redaktion 1.Dez. 2006 ,
**Herzlichen Dank an Herrn Sieghard Hoppe und Frau Dr.Grütz für ihre tiefgreifenden Hinweise zum >BLOCK BEUYS<
Links:
http://www.initiative-block-beuys.de
http://www.competitionline.de/am530/upload/wettbewerb_112_ergebnisdokument/00112_Auslobung_Prot.pdf
http://www.echo-online.de/suedhessen/template_detail.php3?id=414042 vom 1.12.2006
Heide Christner, Dorothea Pfaff, Katharina Pfaff,
Klaus Tesching, Dieter Schopohl, Dieter Schuhmacher
Initiative zur Erhaltung des Block Beuys