Im Juli 2020 veröffentlichte die MSZ (Münsters Senioren Zeitung) einen Beitrag über das Alte Backhaus. Die Autorin ist Ilona Zühlke, die von 2015 bis 2022 ehrenamtlich in der Redaktion der MSZ tätig war.
Das Alte Backhaus – Begegnung und Bildung für Senioren
Was für ein Glück, dass wir wieder kommen dürfen! Wir haben euch sehr vermisst! So überschwänglich äußerten sich Gäste und Mitarbeiter des Alten Backhauses an der Coerdestraße, als der Betrieb wieder losging. Mehrere Monate durfte das Begegnungszentrum auf Anweisung der Stadt Münster nicht besucht werden, weil der Corona-Virus vornehmlich ältere Menschen bedroht. Die Wiedereröffnung Mitte Juni war mit Beschränkungen im Hinblick auf die Zahl der Angebote, der jeweiligen Teilnehmer und mit strikten Hygienevorschriften verbunden. Nun darf man wieder in kleinen Gruppen malen, Sprachen lernen, stricken und einiges mehr.
Das Backhaus fehlte vielen Menschen – und nicht nur denen im Kreuzviertel. Denn diese Einrichtung ist ein Ort, an dem ältere Bürger aus allen Teilen unserer Stadt ihr zweites Zuhause gefunden haben. Es ist ein lebendiger Ort der Begegnung und Bildung. Manche kommen als Kursteilnehmer, andere als Gäste zum Sonntagsfrühstück oder zu anderen Veranstaltungen. Etliche allerdings verbringen dort viel Zeit, sind als ehrenamtliche Mitarbeiter im Bereich Bildung, Kultur, Kreativität oder im Service tätig. Letzteres bedeutet, dass man regelmäßig einen halben Tag Dienst hat, dabei am Telefon Fragen beantwortet, Anmeldungen entgegennimmt, die Teilnehmer von Kursen mit Getränken und die Pflanzen im Garten mit Wasser versorgt.
Ein japanisches Fernsehteam, das für eine Nachrichtensendung im Januar im Backhaus filmte, empfand das Konzept als außergewöhnlich. Und das ist es auch, denn der gesamte Betrieb wird in Eigenregie organisiert, es steht keine große Organisation als Träger dahinter. Viele der heutigen Mitarbeiter kamen aus Neugier und blieben. Sie haben Fähigkeiten, die sie nach dem Berufsleben gern an andere weitergeben. Selbst junge Menschen sind vom Backhaus begeistert, was die Reaktion einer Fotografin zeigte. Sie durfte für eine Prüfung den Alltag im Backhaus dokumentieren und fand den netten Umgang untereinander bemerkenswert. Das wird jeder feststellen, der das Haus besucht, egal ob als Gast oder Kursteilnehmer: Das Miteinander ist persönlich und herzlich, man kann sich dort rundum wohlfühlen!
In dem schönen alten Haus im Hinterhof wurde früher tatsächlich gebacken. Doch vor über 30 Jahren übernahm der Verein Altes Backhaus e.V. das Gebäude von der Stadt. Mitglieder des Vereins sind sämtliche für ihn ehrenamtlich Tätigen. Ein siebenköpfiger Vorstand unter dem Vorsitz von (seinerzeit) Reinhard Hinz kümmert sich um den reibungslosen Ablauf des Lebens im Backhaus. Die Stadt zahlt Zuschüsse für laufende Kosten wie Strom, Wasser, Versicherungen, jedoch muss der Verein anfallende Schönheitsreparaturen oder notwendige Erneuerungen aus eigener Kraft stemmen. Überaus wichtig sind hierbei die Ehrenamtlichen mit handwerklicher Begabung: Ist Hilfe vonnöten, fassen alle an, die dazu in der Lage sind. Glücklicherweise gibt es auch Förderer, Sponsoren und manchmal sogar Erblasser, die das Backhaus bedenken. Und durch den Verkauf kreativer, im Backhaus entstandener Werke werden ebenfalls Einnahmen erzielt.
Mit anderen Seniorenorganisationen in der Stadt ist der Vorstand im regen Austausch. Ein Mitglied, Hans Kurth, ist derzeit (bis 2022) Vorsitzender der Kommunalen Seniorenvertretung Münster. Außerdem besucht der Verein den „Runden Tisch“, an dem sich Vertreter aller münsterschen Seniorenorganisationen treffen, oder die Kreuzviertelmesse, die Angebote für Ältere vorstellt. Man pflegt Kontakte zu vielen Vereinigungen und vermietet die Räumlichkeiten auch für externe Veranstaltungen beispielsweise von Parteien oder kulturellen Vereinigungen. Hin und wieder werden im Backhaus sogar Delegationen aus anderen Bundesländern empfangen und über dessen Konzept informiert.
Vor Corona-Zeiten kamen zum Donnerstagsfrühstück regelmäßig renommierte Referenten, die in gemütlicher Atmosphäre über sehr unterschiedliche Themen berichteten. Diese Veranstaltungen waren ebenso gut besucht wie das normale, an vielen Sonntagen im Jahr stattfindende Frühstück, die Aufführungen der eigenen Theatergruppe, das alljährliche Sommerfest, der Flohmarkt oder der „Markt der schönen Dinge“ in der Adventszeit. Auch beim Kreuzviertelfest präsentierte sich das Backhaus, bot Selbstgemachtes wie authentische Currywürzmischungen – ein absoluter Geheimtipp! -, Gestricktes, Genähtes oder Schmuck zum Kauf an und informierte Interessierte über die Angebote des Backhauses. Nun hoffen alle, dass man in absehbarer Zeit wieder wie gewohnt arbeiten und sich treffen kann…
(Der Artikel wurde durch Hinweise zum Kursangebot und mit den erforderlichen Kontaktdaten ergänzt.)